$M_{3}$: f als KZG mit LZG

Die Psychologen selbst haben mindestens zwei verschiedene Gedächtnisstrukturen gefordert: ein Kurzzeitgedächtnis (KZG, STM) und ein Langzeitgedächtnis (LZG, LTM). Nehmen wir zunächst an, daß das KZG gleichzusetzen sei mit der oben eingeführten fifo-ähnlichen Struktur $F$.

Die experimentellen psychologischen Ergebnisse belegen u.a.mindestens die folgenden Faktoren (Auswahl):

  1. Elemente im KZG werden auch dem LZG 'angezeigt'
  2. Die 'Verweildauer' im KZG wirkt sich dahingehend aus, daß ab einem bestimmten Schwellwert $\delta > 0$ die Wahrscheinlichkeit einer Erinnerung über das LZG deutlich über 0 ist.
  3. Wenn ein Ereignis $w_{i}$ im LZG schon 'bekannt' ist, wird es 'besser' erinnert als wenn es 'unbekannt' ist. Es kann sogar erinnert werden, wenn die Kapazität von KZG eine 'Speicherung' eigentlich garnicht mehr zuläßt.
  4. Je 'ähnlicher' zwei Ereignisse sind, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sie 'verwechselt' werden. .
  5. Elemente im LZG haben folgende Zustände: (i) Fixiert aber nicht aktiviert; (ii) fixiert und aktiviert; (iii) probeweise, noch nicht fixiert, und nicht aktiviert; (iv) probeweise, noch nicht fixiert, und aktiviert
  6. Hier muß auch noch eine zeitliche Begrenzung für die Wirkung von Aktivierungen angenommen werden.
  7. Das 'Erinnern' basiert sowohl auf dem Lesen des KZG wie auch auf dem Lesen der aktuell aktivierten Elemente aus dem LZG.

Nimmt man nur einmal diese wenigen Annahmen (viele wurden ausgelassen, speziell auch alle jene, die sich auf die 'Lernfähigkeit' durch 'Abstraktion (Enkodierung)' beziehen), dann könnte man sich folgendes Modell bauen (Skizze)(siehe auch Schaubild 5.26): wenn die Ereignisse in das KZG geschrieben werden, werden sie gleichzeitig auch im LZG angezeigt. Sofern diese Elemente (Fall 1) schon bekannt ('Known') sind, werden sie aktiviert. Sollen jetzt Ereignisse erinnert werden, dann können sowohl die Inhalte von KZG wie auch die noch aktivierten Elemente von LZG erinnert werden. Wurden die Elemente im KZG überschrieben, könnten prinzipiell auch noch die aktivierten Elemente aus dem LZG erinnert werden. Es wäre zu klären, wielange solche aktivierten Elemente aus dem LZG zur Verfügung stehen bzw. wieviele gleichzeitig auf diese Weise erinnert werden können. Sollten diese Elemente (Fall 2) nicht bekannt sein ('New'), dann funktionieren sie als 'Kandidaten' zur Aufnahme in das LZG. Der Kandidatenstatus ist 'labil': ob er sich 'erhält' hängt einerseits ab von der 'Dauer' ($D$) der Präsenz eines Kandidaten sowie von der 'Häufigkeit' ($H$) seines Auftretens. Auch Kandidaten können erinnert werden. Sind aktivierte Elemente im LZG 'zu ähnlich', dann steigt die Wahrscheinlichkeit, daß sie verwechselt werden.

Figure 5.26: Struktur des Modells M3 für die Systemfunktion
\includegraphics[width=4.0in]{memory_based_learning_no.3.eps}

Gerd Doeben-Henisch 2010-12-16