Erweiterter experimenteller Rahmen

Die vorausgehenden Experimente waren alle recht einfacher Natur: eine Menge von Stimuli (Worte, Diagramme) werden nacheinander dargeboten und nach einem definierten Zeitintervall sollen sie wieder erinnert werden, etwa


$\displaystyle freeRecall$ $\textstyle :$ $\displaystyle INP \times AGENT \longmapsto OUTP$ (5.1)

Eine Erweiterung dieses Konzeptes besteht darin, dass man die einfachen Stimuli ersetzt durch ein Interface (vgl. Schaubild 5.24). Ein Interface wird hier verstanden als eine Menge von Eigenschaften, die eine räumliche Struktur aufweisen können und die sich aufgrund von externen oder internen Ereignissen ändern können. Man kann das Verhalten eines Interfaces daher z.B. mittels eines Zustandsgraphen darstellen. Ein aktuelle Zustand bildet einen Knoten in einem Graphen und ein Ereignis führt von einem Zustand zum nächsten.

Figure 5.24: Erweiterter experimenteller Rahmen
\includegraphics[width=4.0in]{PsychologExperiment_Agent_Interface_4.0in.eps}

Darüber hinaus kann man davon ausgehen, dass ein Interface die inneren Zustände eines Systems repräsentiert, das hinter dem Interface verborgen ist. Diese inneren Zustände können z.B. die Zustände eines Gerätes sein, das man bedient, oder z.B. die Zustände einer Welt, mit der man mittels des Interfaces interagiert.

Sofern die Folge dieser Zustände erinnert werden kann ein wahrnehmender und erinnernder Agent daraus ein Modell konstruieren, das die wichtigen Eigenschaften des Systems abbildet, mit der Agent über das Interface interagiert.

Diesen ganzen Vorgang kann man als Teilaspekt dessen verstehen, was wir als Lernen bezeichnen: in Interaktion mit einem Interface baut ein Agent intern ein Modell derjenigen Funktion auf, die das Verhalten des Interfaces steuert. Dies geschieht im Kern dadurch, dass die Input-Output-Paare als 'Bausteine' einer möglichen Funktion betrachtet werden.

Gerd Doeben-Henisch 2010-12-16