Benutzt man einen Zeichenbegriff wie den von Peirce, stellt sich die Frage, ob und wie man diesen in der Welt 'fundieren' kann (Vogt bezieht sich hierbei auf Harnard [174]). Harnard betrachtet den Fall, dass ein Zeichen Bezug nehmen soll auf Objekte/ Ereignisse/ Sachverhalte in der 'Welt', und zwar basierend auf den proximalen sensorischen Stimuli sollen die distalen Auslöser unterschieden und dann identifiziert werden können. Die nachfolgende Koppelung an einen Repräsentanten sollte dann 'stabil' sein, in vielfachem Sinne 'invariant' und reproduzierbar zwischen verschiedenen Zeichenbenutzern.
Bezeichnen wir die Abbildung von einem distalen Reiz in einer Welt
auf den sensorischen Input
eines
Trägersystems
mit
und umgekehrt die (Antwort-)Aktion eines solchen Trägersystems mit
,
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dann müssten zwei Mitglieder einer Population
bei gleichem distalem Reiz
einen Input
empfangen,
der sich in 'hinreichend gleichen' Antwortreaktionen manifestiert. Man könnte dies das Postulat der
K-gleichen Antwort bei gemeinsamen distalem Reiz nennen. 'K-gleich' meint dabei, dass es ein überprüfbares
Kriterium
gibt, anhand dessen sich die 'Gleichheit' entscheiden lässt:
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Dabei spielt es keine Rolle, wie ein Trägersystem diese Leistungen im einzelnen erbringt. Es soll hier unterstellt
werden, dass nur solche Trägersysteme eine Population
bilden, die strukturell 'hinreichend ähnlich' sind.
Angenommen, das Postulat einer K-gleichen Antwort bei gemeinsamen distalem Reiz wird erfüllt, dann müsste man
nicht nur zeigen, wie allgemein eine 'Wahrnehmung' (für 'perception') funktioniert, sondern man müsste entweder
als Teil der Wahrnehmung oder als Erweiterung zeigen, wie wahrnehmungsgeleitet eine Interpretationsbeziehung
aufgebaut wird. Die Wahrnehmung als solche liefert mit
zwar irgendwelche inneren Zustände, sie
sagt aber nichts darüber aus, ob diese eine Interpretationsbeziehung enthält, die mit dem Konzept eines 'Zeichens'
korreliert. Für höhere kognitive Leistungen hält Vogt dies aber für unabdingbar (vgl. Vorgt [442]:432).
Aufsetzpunkt für den Zeichenbegriff im Trägersystem wäre nicht der distale Reiz
selbst, sondern
irgendwelche 'Verallgemeinerungen' ('categories')
im Ausgang von der Wahrnehmung, also
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Entsprechend darf man auch vermuten, dass nicht der Repräsentant als distaler Reiz benutzt wird, sondern ebenfalls
irgendwelche Verallgemeinerungen
, also
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Für die Wahrnehmung bedeutet dies:
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Dies bedeutet, dass selbst dann, wenn im Sinne einer Fundierung in der zu einem Trägersystem externen Welt
Objekte, Ereignisse usw. als distale Reize ihren Ausgang nehmen und dann als proximale Reize
auf die Sensoren
einwirken, und die Sensoren dann im Rahmen der Wahrnehmung
diese proximalen Reize in abstrakte interne
Zustände - 'Kategorien' genannt - umformen, selbst dann hätte man noch keine 'Zeichen'. Diese entstehen nur innerhalb
einer interpretierenden Beziehung
.
Gerd Doeben-Henisch 2014-01-14