Einführung

In der Einführung stellt Vogt zwei Paradigmen gegenüber, die in der Literatur oft zitiert werden: Wissen als 'symbolisches Wissen' ohne Fundierung in der Welt' gegenüber Wissen als 'Senso-Motorisches Muster' als Teil des Körpers mit einer 'Fundierung in der Welt'.

Während das 'Symbolische Wissen' das strukturelle Problem hat, einen Bezug zur realen Welt herzustellen, hat der 'körperfundierte Wissensbegriff' - so wie er in der Literatur zu Beginn benutzt wurde - das Problem, dass er keine komplexen, differenzierten Wissensfunktionen zulässt. Eine Verhaltensfunktion $ \phi$ würde im körperfundierten Wissensbegriff etwa lauten können:


$\displaystyle \phi$ $\textstyle :$ $\displaystyle I \times IS \mapsto O$ (62)

mit $ I$ als 'Input', $O$ als 'Output' und $ IS$ irgendwelchen internen Zuständen, die zur Generierung des Outputs mit beitragen.

Betrachtet man diese Struktur näher, dann wird man feststellen, dass eine Abgrenzung beider Ansätze letztlich künstlich ist. Denn die Verhaltensfunktion für einen symbolischen Wissensbegriff könnte man ebenfalls hinschreiben als $\phi: I
\times IS \mapsto O$. In diesem Fall wären die internen Zustände $ IS$ eben irgendwelche Symbolketten.

Der Unterschied wird erst dann richtig wirksam, wenn man zum Wissen den Begriff 'Lernen' hinzunimmt. Im Fall des Lernens geht man davon aus, dass das 'Wissen' in Form innerer Zustände $ IS$ zu Beginn nicht in voller Form gegeben ist sondern sich erst schrittweise aufbaut. Um dies in der Formel repräsentieren zu können muss man sie wie folgt erweitern:


$\displaystyle \phi$ $\textstyle :$ $\displaystyle I \times IS \mapsto IS \times O$ (63)

In dieser dynamischen Struktur können die internen Zustände verändert werden und werden dann in der veränderten Form auf ein mögliches Verhalten einwirken können. Während man beim klassischen symbolischen Wissen beliebig komplexe Symbolketten zur Kodierung möglicher Wissensformen einfach hinschreiben kann, ist es zunächst nicht klar, wie man Wissen in Form von Symbolketten 'sich selbst konstruieren' lässt.

Im Falle von körperfundiertem (einfachen) Verhalten war es vergleichsweise einfach, mit adaptiven Strukturen (Genetischen Algorithmen, Classifiern, Neuronalen Netze, usw.) schrittweise einfache Verhaltensfunktionen aufzubauen, indem in einem vordefinierten kombinatorischen Raum bestimmte Teilmengen durch 'Versuch-und-Irrtum' aufgespürt wurden, die dann 'erfolgreiches' Verhalten ermöglichten. Doch trotz aller Teilerfolge mit solchen handlungsnahen adaptiven Systemen blieb unklar, wie man im Kontext von körperfundierten Ansätzen den Begriff des 'Zeichens' im Sinne der Semiotik bzw. der Sprachwissenschaften einführen könnte.

Vogt schlägt daher vor, das Paradigma des 'symbolischen Wissens' und das Paradigma des 'körperfundierten Wissens' mit Hilfe eines an Peirce [321] angelehnten Zeichenbegriffs in ein neues hybrides Konzept zu integrieren.

Gerd Doeben-Henisch 2014-01-14