Schätz-Sprachspiel Stufe 2.

In Stufe 1 erwirbt ein Lerner eine Zeichenfunktion ohne explizite Berücksichtigung eines anderen Lerners. In Stufe 2 soll dies möglich sein. Dazu ist zu bedenken, dass die Erscheinungsweise und das Verhalten eines Lerners in der Modellwelt schon vergleichsweise komplex ist. Folgende Tatbestände stehen im Raum:

  1. Die verschiedenen Lerner unterscheiden sich anhand mindestens einer sichtbaren Eigenschaft, so dass es möglicherweise eine Objekt-Kategorie $OCAT_{Lerner}$ gibt, aber innerhalb dieser Kategorie gibt es Unterschiede. Wie wird diese unterscheidende Eigenschaft wahrgenommen und wie wird sie repräsentiert?
  2. Ein Lerner kann auf etwas zeigen oder nicht zeigen. Woran erkennt man das Zeigen? Wie repräsentiert man dies?
  3. Ein Lerner kann einen Laut äußern oder nicht äußern (mit oder ohne Zeigen). Woran erkennt man das Äußern? Wie repräsentiert man dies?
  4. Ein Lerner kann Essen oder nicht Essen. Woran erkennt man das Essen? (Verhaltenseigenschaft? Verschwinden des Futters?...) Wie repräsentiert man dies?
  5. Ein Lerner kann seine Position im visuellen Wahrnehmungsfeld eines beobachtenden Lerners ändern (setzt zwei verschiedene Zeitpunkte voraus). Wie kann man solche räumlichen Beziehungen repräsentieren? Kann man sie auch mit Zeichen verknüpfen?

Hier erste Überlegungen, wie die Anforderungen innerhalb des bisherigen Rahmens erfüllt werden könnten:

  1. [Erscheinungsbild:] Auf der visuellen Ebene könnte man einen Lerner als Scheibe darstellen mit einer Zahl als unterscheidendem Index. Auf der Kodierungsebene könnte man schreiben $L(n)$ mit $L$ als Objekttyp und $(n)$ als Indexzahl. Objekte der Art $L(n)$ würden dann in eine Objekt-Kategorie $OCAT_{L(n)}$ abgebildet mit der unterscheidenden Eigenschaft $(n)$.
  2. [Zeigen:] Auf der visuellen Ebene könnte man das Zeigen als Linie/ Pfeil/ spitzes Dreieck innerhalb der Scheibe darstellen, die in einer der 8 Richtungen angebracht ist. Ein Lerner ist dann entweder eine Scheibe ohne Markierung, nur mit Index, oder mit Markierung und Index. Auf der Kodierungsebene könnte man schreiben $L(n)P(m)$ mit $L$ als Objekttyp, $(n)$ als Indexzahl, $P$ als Aktionstyp 'Zeigen' ('point'), und $(m)$ als Richtung. Die Objekt-Kategorie $OCAT_{L(n)}$ müsste dann erweitert werden zu $OCAT_{L(n)P(m)}$ mit der 'Hauptkategorie $OCAT_{L(n)}$ und den Unterkategorien $OCAT_{L(n)P(m)}$.
  3. [Äußern:] Äußerungen wären auf der akustischen Ebene repräsentiert als eine Audiodatei, die man hören kann. Im Falle von sprachlichen Lauten nehmen wir vereinfachend an, dass man diese Laute auf der Kodierungsebene als geschriebene Wort repräsentieren kann, etwa $W('String')$. Ein akustisches Wort-Objekt $OBK_{A('String')}$ würde dann in die Objekt-Kategorie $OCAT_{W('String')}$ abgebildet. Hauptkategorie wäre $OCAT_{W}$ mit den verschiedenen Unterkategorien $OCAT_{W('String')}$. Man könnte auch noch eine zusätzliche Repräsentation auf der visuellen Ebene überlegen, etwas, dass man eine Art 'Mund' andeutet. Nicht sprechen ist der Mund eine Linie, Sprechen ist der Mund ein 'Kreis'. Dann würde man die Kodierung erweitern zu $OCAT_{L(n)P(m)A(x}$ mit $x \in \{0,1\}$ für $0$ als nicht sprechen und $1$ als Sprechen. Entsprechend müsste man die Objektkategorien für Lerner zusätzlich differenzieren.
  4. [Essen:] Den Vorgang des 'Essens einer Nahrung' kann man sowohl 'sichtbar' machen durch Eigenschaften am Lerner wie auch durch Veränderungen in der Umwelt. Veränderungen in der Umwelt wären, dass das Futter-Objekt, das gegessen wird, $F$ während oder nach dem Essen verschwindet. Auf der visuellen Ebene würde das Objekt 'verschwinden'. Auf der Kodierungsebene würde das Objekt $OBJ_{F(c)}$ verschwinden. Ein Futter-Objekt wird dargestellt durch die Objekt-Kategorie $OCAT_{F(c)}$ mit der Oberkategorie $OCAT_{F}$ und den Unterkategorien $OCAT_{F(c)}$ mit $c$ als Angabe für Energiewerte. Eine andere Möglichkeit wäre die, dass man ein Futterobjekt auch mit einem Index $c$ für potentielle Energiewerte darstellt und ein Essvorgang verringert diese Energiewerte. Dann könnte ein Futterobjekt auch nach einem Essvorgang noch erhalten bleiben, sofern nicht alle Energie konsumiert worden ist. Die Verringerung der Energie durch Essen würde auf der visuellen Seite evtl. eine Verkleinerung der Gestalt korrespondieren. Dies eröffnet die Möglichkeit, Futterobjekte auch an ihrem Ort zu lassen und nur ihren Energiewert zu manipulieren. Bei Energie gleich Null $c=0$ wäre das Futterobjekt zwar noch da, aber ein Essen würde nichts bewirken. Nach einer gewissen Zeit könnte man die Energie wieder aufladen lassen. Wir nehmen vorläufig an, dass Essen nur eine Verringerung des Energiewertes bewirkt und dass diese Verringerung des Energiewertes visuell durch Verkleinerung der Gestalt markiert wird und kodierseitig über den Energieindex $c$ repräsentiert wird.
  5. [Bewegung:] Eigen- und Fremdbewegung klammern wir hier noch aus.

Daraus ergeben sich folgende Modifikationen für unser Schätzsprachspiel Stufe 2 (zusätzlich zum Schätzsprachspiel Stufe 1):

Zu schreiben.....

Gerd Doeben-Henisch 2014-01-14