Einleitung

Abstract:

Anhand von ersten Beispielen wird umrissen, was mit 'Wissen' gemeint sein kann. Durch Hinweise auf die Entstehung von Wissen, auf die Unterstützung von Wissen durch Technologie, sowie reflektierenden philosophischen Fragen werden wichtige Kontexte des Themas angedeutet. Dann werden die wichtigsten Methoden aufgelistet, mit denen man Wissen erforschen kann. Abschließend werden einige Themenstellungen für mögliche Fallstudien genannt.




Welches Wissen?

Wer in der verfügbaren Literatur nach Erklärungen und Definitionen von 'Wissen' sucht, wird sehr, sehr viele Antworten finden, aber keine einfache, allgemeine Erklärung. Vor diesem Hintergrund seien im folgenden die Eckwerte skizziert, innerhalb dessen hier das Phänomen 'dynamisches Wissen' behandelt wird.

Diese Vorlesung beschäftigt sich mit dem Phänomen des 'Wissens', das hier als 'dynamisches' Phänomen genommen wird. Mit 'Dynamik' ist gemeint, dass Wissen eine 'Struktur' darstellt, die sich im Laufe der Zeit 'verändern' kann.

Beispiele für Wissensstrukturen sind die folgenden:

Schon diese sehr kurze Aufzählung lässt erkennen, dass Strukturen, die als 'Wissen' funktionieren, offensichtlich sehr vielfältig sein können. Daneben gibt es auch noch Wissen als 'implizites Wissen', welches das Verhalten von Materiestrukturen steuert wie z.B. 'Quanten', 'Atome', 'Moleküle'. Diese Phänomene gehören primär zum Einzugsbereich der Physik, speziell der Quantenphysik, ergänzt um Chemie, Molekularchemie, Biochemie, und Genetik, um die wichtigsten Disziplinen zu nennen. Eine andere Perspektive bietet sich, wenn man Wissen aus der Innensicht eines Systems betrachtet, wie z.B. in der 'Introspektion' der Philosophen, oder Wissen unter Berücksichtigung von Kommunikationsprozessen mittels Gesten und/ oder Zeichen einer Sprache.

Entstehung

Betrachtet man 'dynamisches Wissen' primär als Strukturen, die Prozesse und Verhalten 'beeinflussen' bzw. 'steuern', dann ist es unabdingbar, sich die 'Entstehung' dieses Wissens im Kontext der Geschichte auf der Erde anzuschauen. Ein zentraler Begriff ist hier das Konzept der 'Evolution des Lebens', das als Teilaspekt 'Wissen' hervorgebracht hat. Je nachdem, welche Kriterien man anlegen will, kann man unterschiedliche Formen von 'Evolution' unterscheiden.

Die wichtigste Form von Evolution dürfte wohl die 'biologische' Evolution sein, die mit dem Auftreten erster Zellen einsetzte. Ihr voraus ging die 'chemische' Evolution. Ab einem bestimmten Punkt der biologischen Evolution treten immer komplexere Strukturen auf, die man eventuell mit Begriffen wie 'soziologische' und 'kulturelle' Evolution bezeichnen könnte. Daneben könnte man auch von einer 'Verhaltensevolution' sprechen, einer 'kommunikativen' Evolution, usw. Diese verschiedenen Evolutionsbegriffe sind bislang nicht sehr eindeutig.

Mindestens die biologische und darauf aufbauend die anderen möglichen Formen von Evolution sollen in dieser Vorlesung zum 'dynamischen Wissen' berücksichtigt werden.

Technologie

Mit der Entwicklung von immer komplexeren Werkzeugen bis hin zu den Mikroprozessoren und Chips des 20.Jahrhunderts wurde es mögliche, solche Prozesse in einer Maschine ('Computer') zu realisieren, die dem Phänomen des 'biologischen dynamischen Wissens' stark ähneln bzw. bisweilen gar nicht mehr davon unterscheidbar sind. Dazu kommt die Einbeziehung solchen 'maschinellen dynamischen Wissens' in das 'biologische dynamische Wissen' in Form von 'individuellen Hilfen' wie auch über 'technische Netzwerke', die das 'verteilte Wissen' der 'biologischen Population' unterstützen. Dadurch entsteht eine 'hybride' Form von biologischem und maschinellem Wissen, die es in ihrer realen Dynamik praktisch kaum noch zulässt, den biologischen oder den maschinellen Anteil sauber zu trennen.

Philosophie

Sowohl die rasante Entwicklung des biologischen Wissens selbst wie auch die immer stärkere Entwicklung und Einbeziehung von technischem Wissen in Verbindung mit dem biologischen Wissen werfen eine Reihe neuer Fragen auf, z.B.:

Diese - und andere - reflektierende Fragen sind nicht Hauptgegenstand dieser Vorlesung, werden aber gelegentlich thematisiert, wenn es hilft, die Struktur und die Funktion von 'dynamischem Wissen' in 'biologischer', 'technischer' und 'hybrider' Form besser zu verstehen.

Wissen Erforschen

Um das Phänomen des dynamischen Wissens zu erforschen gibt es mehrere Vorgehensweisen:

In dieser Vorlesung sollen folgende Methoden zur Anwendung kommen:


\begin{svgraybox}
\begin{itemize}
\item \textbf{Empirische Phänomene:} Ausgangs...
... ein bestimmte Zeitspanne (t,t+n) 'stabil' bleibt).
\end{itemize}\end{svgraybox}

Fallstudien

Das gesamte Gebiet des dynamischen Wissens ist so groß, dass man in einer Vorlesung letztlich nur sehr grobe Umrisse und grundlegende Methoden vermitteln kann. Soll es für die Studierenden dann nicht nur sehr abstrakt bleiben, muss man versuchen, in der verfügbaren Zeit einige wenige konkrete 'Fallstudien' durcharbeiten zu lassen, in und anhand deren die Studierenden die Möglichkeit haben, anhand eines konkreten Beispiel alle Aspekte und die wichtigsten Methoden einmal komplett durch zu spielen. Nicht Vollständigkeit ist hier gefragt, sondern das methodisch transparent durchgeführte Beispiel. Dabei bietet es sich an, die oft unterschiedlichen Expertisen der Studierenden zu nutzen, um ganz unterschiedliche Einsatzszenarien durchspielen zu können. Eine Fallstudie enthält dann idealerweise die folgenden Elemente:


\begin{svgraybox}
\begin{enumerate}
\item \textbf{Problemstellung:} Aus der Ges...
...Lösung ein Beispiel für 'dynamisches Wissen' ist.
\end{enumerate}\end{svgraybox}

Szenarien

Um die große Fülle an potentiellen Fallstudien ein wenig zu strukturieren sei folgende Systematik vorgestellt.

MODUS PLAN INDIVIDUUM POP STADT
Zufällig ? ?? ??? ????
Reaktiv + + + +
Dynamisch + + + +

Die Kategorien 'PLAN', 'INDIVIDUUM', 'POP', und 'STADT' beziehen sich auf mögliche Systemformen von Wissen.

Wissen als 'PLAN' meint Ketten von Elementen, die von einer geeigneten Funktion als 'Informationen' 'interpretiert' werden können. Dies setzt voraus, dass sie minimalen Regeln folgen sowohl bzgl. dessen, was sie 'repräsentieren', als auch bzgl. einer möglichen Interpretation. Wissen als 'Plan' ist daher eher nicht zufällig, sondern 'deterministisch' oder aber (normalerweise) 'dynamisch'.

Wissen als 'INDIVIDUUM' betrachtet Wissensstrukturen, die ein individuelles System repräsentieren und in diesem Informationsverarbeitungsprozesse repräsentieren, die den 'Zielen des Systems' dienen sollen. Individuen selbst sind weder in ihrer Entstehung rein zufällig noch ist ihr Verhalten als System zufällig. Es ist mindestens 'reaktiv', meistens 'dynamisch'.

Mehrere Individuen zusammen können eine Population POP bilden. Dies erfordert eine minimale 'Koordinierung' zwischen den Individuen, was wiederum ein Minimum an 'Kommunikation' voraussetzt. In diesem Falle sind gemeinsam geteilte Objekte ('Informationen') Teil des 'Wissens', das sich in einer Population als ein 'verteiltes System' realisiert. Kommunikation und Koordination setzen normalerweise Regelhaftigkeit (nicht zufällig) voraus, entweder nur 'determiniert' oder - meistens - 'dynamisch'.

Mit der Kategorie 'STADT' sind solche Populationen gemeint, in denen gemeinsam geteilte Objekte, Strukturen, Abläufe zur 'festen Umgebung' der einzelnen Individuen gehören. D.h. eine Population schafft 'dauerhafte Artefakte', die zum Teil der alltäglichen Welt werden. Die erdbedingte Umgebung $ W1$ wird immer mehr ergänzt, erweitert um eine technisch geschaffene Umgebung $ W2$, so dass $ W1 \cup W2$ die vorherrschende Umgebung bilden. Dies führt dazu, dass eine mögliche weitere Entwicklung immer mehr durch die selbst geschaffene Umgebung mit beeinflusst wird.

In allen Fällen von Populationen ist zu beachten, dass individuelle Systeme wechselseitig 'Teil der Umgebung' sind. Dies bedeutet, dass Verhaltensweisen immer eine 'Aktorperspektive' und eine 'Perzeptorperspektive' haben. Gemeinsame Leistungen können nur entstehen, wenn sowohl der Aktor wie der Perzeptor in bestimmten gemeinsamen Verhaltensprozessen mehr Vorteile als Nachteile erkennen können.

Aufgaben

Eine Fallstudie kann sich ein bestimmtes Szenario zum Bezugspunkt wählen. Zusätzlich zu dieser Kategorisierung kann man auch eine Liste von typischen Aufgaben ('tasks') verwenden, anhand deren man die Wirkung von Wissen demonstrieren möchte. Beispiele für Aufgaben sind:

Gerd Doeben-Henisch 2014-01-14