Kultur als Akteur

Vorschau: Das Konzept des 'verteilten Wissens' weist zwar über den einzelnen Akteur hinaus, lässt aber noch unberücksichtigt, dass das 'Wissen' nicht isoliert entsteht und benutzt wird. Verteiltes Wissen impliziert viele verschiedene Akteure, die mit diesem Wissen umgehen. Im Laufe der Evolution haben sich Kooperationsformen entwickelt, die nur verstehbar sind, wenn man eine 'Vielheit von Akteuren' (Gruppe, Familie, Vereinigung, Institution, Firma,...) als eine neue 'organisatorische Einheit' betrachtet, die ihr Handeln einer nicht leeren Menge von 'Regeln' unterwerfen ( zumindest soweit, dass das Verhalten mehr den Regeln gehorcht als dem Zufall). Dies bedeutet, dass die individuellen Verhaltensfunktionen $\phi_{i}$ der Mitglieder der Vielheit eine von allen geteilte 'gemeinsame Verhaltenskomponente' $ \phi^{*}$ aufweist, die allen gleich ist, also $\phi^{*} = \bigcap(\phi_{i})$. Ferner gehört zu der gemeinsam geteilten Verhaltenskomponente eine 'Vielheit von Kontexten' $C_{j}$ als Teile der umgebenden Welt $W$, die entweder 'Anlass' geben zu einem bestimmten Verhalten, oder die 'Werkzeuge' sind, die genutzt werden oder die 'Ergebnisse' des Verhaltens sind. Man benötigt also $\langle W, C, \phi_{i}, \phi^{*}\rangle$ mit $C \subseteq W$ und $\phi^{0}_{i} = \phi_{i} \setminus \phi^{*}$. Dies bedeutet, dass ein einzelner Akteur, der Mitglied einer Vielheit ist, die durch die Verhaltensfunktion $ \phi^{*}$ charakterisiert ist, als einzelner in allen Situationen, die Anteile der speziellen Kontexte $C_{i}$ enthalten, in seinem Verhalten $\phi^{0}_{i}$ immer auch die Verhaltenskomp onente $ \phi^{*}$ einfließen lassen wird (solange und soweit allen Mitgliedern diese Komponente 'bewusst' ist oder zumindest im Verhalten (auch unbewusst) wirksam ist.



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Gerd Doeben-Henisch 2014-01-14