Das erste Diagramm 4.1 zeigt die Struktur der Begriffe bei Ch.W.Morris. Zu beachten ist, dass
Morris den Zeichenbenutzer aus Sicht der empirischen Verhaltensforschung (verhaltensbasierte Psychologie,
im englischen Sprachraum damals der 'behaviorismus') betrachtet. Im Rahmen der empirischen Verhaltensforschung kann man
zwar das 'Verhalten' eines Systems in einer Umgebung beobachten (Reize = Stimuli = S; Antwortverhalten = Responses = R
(nicht zu verwechseln mit dem Symbol 'R' für einen Zeichenrepräsentanten)). Dass Menschen in der Lage sind,
Zeichenträger mit Objekten zu verknüpfen, erschliesst sich zwar bei der Beobachtung des Verhaltens, welche Prozesse
aber 'im' Zeichenbenutzer dabei ablaufen, bleibt in dieser Perspektive offen. Im Stile der damaligen
Verhaltenspsychologie wird von Morris nur gefordert, dass es irgendwelche Assoziationsmechanismen im Körper gibt, die
solche Verbindungen realisieren können. Etablierte R-O-Beziehungen können dann 'Erwartungen' in dem Sinne erzeugen, dass
bei dem Auftreten eines Objektes unter Voraussetzung einer Zeichenbeziehung
sich die Erwartung
'bildet', dass
'geantwortet' wird.
Betrachten wir dies noch etwas näher.
Würden wir annehmen, dass das zeichenbenutzende System 'fest verdrahtet' ist, dann würde man das Verhalten dieses
'reaktiven Zeichenbenutzers' mit der Verhaltensfunktion beschreiben:
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Da aber allgemein angenommen wird, dass man nur dann von einem Zeichenbenutzer im engeren Sinne sprechen kann, wenn die
Zeichenbeziehung
'arbiträr' ist, d.h. 'beliebig', muss man von einem 'lernenden' Zeichenbenutzer
ausgehen, was entsprechend eine 'lernende' Verhaltensfunktin
impliziert:
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Daraus ergibt sich, dass die Menge der internen Zustände mindestens eine Teilmenge
enthalten
muss, die aus einer Menge von
-Paaren bestehen muss, also
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Dies bedeutet, dass die Menge der inneren Zustände Teilmengen enthalten kann, die selbst eine Struktur besitzen, in
diesem Fall eine Menge von geordneten Paaren, die zusammen eine Interpretationsfunktion
repräsentieren. Diese
Menge kann leicht durch 'Hinzufügungen' oder 'Löschungen' verändert werden. Je 'häufiger' bestimmte R-O-Paare
auftreten, umso wahrscheinlichere scheint es zu sein, dass das
das
nach sich zieht und umgekehrt. Man könnte
jedes
-Paar daher auch mit einem 'Zähler, kombinieren, der einen Index
für 'Häufigkeit' darstellt, also
.
Allerdings ist die Konstruktion einer dynamischen Interpretationsbeziehung nur möglich, wenn der jeweilige
Systeminput
hinreichend differenziert ist. Also, wenn
-Beziehungen konstruiert werden sollen aufgrund des
Systeminputs
, dann muss
selbst eine entsprechende Struktur besitzen. Also müssen wir fordern, dass der
Systeminput einen Zechenrepräsentationsanteil
enthält wie auch einen Objektanteil
. Man könnte den
aktuellen Systeminput
auffassen als eine Momentaufnahme aus einer Sequenz von
-Elementen, die durch Einwirkung der Weltinputfunktion
entsteht.
Dies impliziert in der zeitlichen Dimension eine 'Gleichzeitigkeit' der -Elemente (innerhalb eines bestimmten
Zeitrahmens). Ferner muss angenommen werden, dass die Welt selbst eine 'räumliche' Struktur besitzt (mindestens 2D), in
der die verschiedenen möglichen Objekte
und Zeichenrepräsentanten
unterscheidbare 'Positionen' einnehmen; nur
dann lassen sich 'Zuordnungen' vornehmen. Für den Input bedeutet dies, dass diese räumlichen Beziehungen mitkodiert
werden müssen, d.h. es gibt die Inputelemente nicht isoliert, sondern in einem räumlichen 'Kontext' (C := 'context'),
der im Input
auf spezifische Weise 'vorkommt' (also z.B. das Objekt
als ein 'visuelles Element' in einem
'visuellen Feld'). Die räumliche Beziehung zwischen der 'Position' des Zeichenbenutzers in der Welt und der 'Position'
des Objekts definiert dann eine mögliche 'Richtung' vom Zeichenbenutzer zum Objekt.
Wieweit der räumliche Kontext bei der Repräsentation der -Elemente auf irgendeine Weise 'mitkodiert' werden muss,
ist im Falle einzelner isolierter Objekte nicht klar erkennbar. In dem Moment, wo aber 'Ereignisse', 'Veränderungen'
oder 'Handlungen' beschrieben werden sollen, können diese räumlichen Beziehungen von wesentlicher Bedeutung sein.
Gerd Doeben-Henisch 2014-01-14