Anhang: Memo 25.April08

Stichworte zur letzten Sitzung vom 24.April 2008.

Ausgangspunkt war das Kap.3 von Arbinger [7] über das Kurzzeitgedächtnis (KZG). Es ging um die Frage, ob es notwendig ist, neben dem Langzeitgedächtnis (LZG) noch eine weitere Gedächtnisform anzunehmen.

Einleitend werden im Kap.3 zwei Experimente referriert (siehe schematische Darstellung in Bild 11.1) deren Ergebnisse den Schluss nahelegen, dass es neben dem LZG offensichtlich noch ein KZG gibt, das eine endliche Kapazität besitzt und gegenüber dem LZG eine gewisse Unabhängigkeit besitzt.

Figure 11.1: Zwei psychologische Experimente zum KZG
\includegraphics[width=3.0in]{psy_exp1+2_schema.eps}

Im weiteren Verlauf des Kap.3 werden weitere Experimente angeführt, die zusätzliche Eigenschaften dieses hypothetischen KZG sichtbar machen sollen. Für die Fragestellung der LV ist aber wichtig, dass die Psychologen auf der Basis ihrer Verhaltensexperimente ein psychologisches Modell konstruieren, das sie KZG nennen.

Figure 11.2: Psychologische Modellbildung
\includegraphics[width=3.0in]{psy_verh_modell.eps}

Es stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang uns als Informatikern die Daten bzw. die Modelle der Psychologen nützen können. Aus Sicht des Engineeringprozesses müssen die Informatiker und Ingenieure auf jeden Fall ein Verhaltensmodell der intendierten Lösung erstellen, um überhaupt zu wissen, auf welche Anforderungen ein neues System reagieren soll (vgl. Bild 11.3). Ein solches Modell kann einmal im Rahmen der UML-Diagrammwelt mit Hilfe von UseCasees, Sequenz- und Zustandsdiagrammen erstellt werden. Formal geeigneter wären Formale Automaten.

Figure 11.3: Ziel der informatorischen Modellbildung
\includegraphics[width=3.0in]{psy_inf_transfer.eps}

Mit Blick auf die beiden Experimente aus Kap.3 würde dies bedeuten, man muss ein Verhaltensmodel lerstellen, in dem ein System S vorkommt, das die Rolle der Versuchsperson Vpn einnimmt, das aus der Umwelt U zunächst instruiert wird, dann kommt ein Block mit Stimuli (hier. Wortlisten), dann kommt entweder eine leere Verzögerung (V = 0) im Exp.1 oder eine mit Zahlwörtern gefüllte Verzögerung (V=30s), nach der dann die Vpn bzw. das System die zu Beginn produzierten Stimuli als Reaktionen frei reproduzieren soll. Dabei sollte das System S die gleichen Reproduktionseigenschaften zeigen wie ein menschlicher Benutzer.

Figure 11.4: Vom psychologischen Experiment zum informatorischen Modell
\includegraphics[width=3.0in]{psy_inf_verh_modell.eps}

In diesem Zusammenhang ist es eine interessante Frage ob -und falls ja: wie- der Informatiker und Ingenieur die funktionellen Annahmen des Psychologen zum KZG nutzen kann oder sogar nutzen sollte?

Klar ist nur, dass wir in dieser LV von der allgemeinen Annahme Gebrauch machen, dass bei der Konstruktion eines Systemsmodells neuronale Prinzipien berücksichtigt werden sollen.

Für die nächste Sitzung wird Folgendes empfohlen:

  1. Ein Verhaltensmodell der Experimente 1+2 so zu erstellen, dass ein Informatiker und Ingenieure damit einen Ausgangspunkt hätte, um ein Modell für das intendierte System zu entwerfen.
  2. Eventuell noch 1-2 von den weiteren Experimenten selbständig analog dem Schema von Experiment 1+2 zu erarbeiten.

Gerd Doeben-Henisch 2010-12-16