Kontext des KZG

Wie die Lektüre von Arbinger -und natürlich auch von anderen Autoren- zeigt, bieten selbst diese ersten einfachen Annahmen sehr viel Spielraum für alternative Interpretationen (= Modelle). Ferner bietet es sich natürlich auch an, den Kontext des KZG in die Analyse einzubeziehen, also die sensorischen Register (SR), aus denen die sensorischen Daten für das KZG stammen sollen, sowie das LZG selbst, das sowohl mit den sensorischen Registern wie auch mit dem KZG wechselwirkt. Vereinfachend kann man die allgemeinen Annahmen zur Wechselwirkung zwischen dem KZG, dem SR und dem LZG an dieser Stelle vorläufig wie folgt zusammenfassen (vgl. Schaubild5.3): Das KZG bekommt seine Inhalte von den sensorischen Erregungsprozessen, die kontinuierlich mit den verfügbaren Strukturen im Langzeitgedächtnis (LZG) abgeglichen werden (die genaue Struktur des LZG ist dabei noch offen). Sofern sich konkrete sensorische Muster vorhandenen Mustern im LZG zuordnen lassen (Bekanntheit, Ähnlichkeit), werden nicht nur die konkreten sensorischen Muster selbst an das KZG übermittelt, sondern abstraktere Muster aus dem LZG. Solcherart kodierte Inhalte (items) des KZG können daher von unterschiedlicher Komplexität und Abstraktheit sein. Hierfür hatte Miller (1956)[179] den Terminus 'chunks' eingeführt (siehe auch unten). In vielen Fällen deutet sich an, dass das KZG wahrnehmungspsychologisch nicht mehr als 7 +/- 2 Chunks gleichzeitig bearbeiten kann. Was genau ein Chunk ist, läßt sich nicht genau definieren, da -wie Miller und späte auch Bower und Springston (1970)[30]- gezeigt haben, dass nicht die tatsächlichen physikalischen Eigenschaften entscheidend sind, sondern die Bekanntheit im LZG. Dies bedeutet, dass im LZG physikalisch komplexe Gebilde in einer 'anderen' Form kodiert sein können, die als eine Einheit im Sinne eines 'chunk' im KZG wirken kann. Ferner wird allgemein noch angenommen, dass vom KZG Inhalte in das LZG übernommen werden können. Die genauen Details dieser Übernahme sind unklar.

Figure 5.3: Allgemeine Annahmen zum KZG
\includegraphics[width=4.0in]{kzg_summary.eps}

Gerd Doeben-Henisch 2010-12-16