Ausgewählte psychologische Richtungen

Nach den eingangs formulierten Kriterien, nach denen wir lernende Systeme untersuchen und technisch rekonstruieren wollen, kommen damit solche psychologische Ansï¿12ze, die die Introspektion in ihre Theoriebildung einbeziehen, nicht in Frage. Damit scheidet der ganze Bereich der durch Wilhem Wundt (1832 - 1920) begrndeten experimentellen Psychologie, die von Marx und Cronan-Hilix (1987) als Strukturalismus bezeichnet wird, aus (Die Bezeichnung 'Strukturalismus' wirkt hier sehr unglcklich, da dieser Begriff im Bereich der Linguistik/Anthropologie stark belegt ist, aber auch in der Philosophie/ Wissenschaftstheorie). Wundt selbst hatte natrlich Vorläufer wie z.B. Franz Brentano (1838 - 1917), Gustav Fechner (1801 - 1887) und H.L.F. von Helmholtz (1821 - 1894). Wichtige Namen im Umfeld des psychologischen Strukturalismus sind u.a. E.B.Titchener (1867 - 1927), C.Stumpf (1848 - 1936), G.E.Mller (1850 - 1934), und O.Klpe (1862 - 1915).

Im Blickpunkt dieses Kurses sollen daher eher alle diejenigen Ansï¿12ze stehen, die sich auf das Verhalten und seiner Erklï¿12ung konzentrieren. Hier werden von Marx und Cronan-Hilix (1987) Klassifikationen vorgenommen, die nicht alleine theoriegeleitet sind, sondern mittels einer Kriterienliste geclustert sind (vgl. Kriterienliste []:P.14ff). Die daraus resultierenden Einordnungen einzelner Ansätze fhrt zu zahlreichen Überlappungen und Unschärfen. Fr diesen Kurs wird daher eine zusätzlich Auswahl getroffen.

Das Paradigma des Assozianismus kann man im Kern darauf zurckführen, dass man das beobachtbare Verhalten (S-R-Daten) durch Annahmen bezglich möglicher Assoziationen zwischen den wahrgenommenen Reizen und den finalen Reaktionen zu erklären versucht. Im vorwissenschaftlichen Bereich bezogen sich die Philosophen auf den Bereich der Phänomene (ideas, mental events...). Als Begrnder gilt Aristoteles (384 - 322 B.C.), der seine Fortsetzung bei den englischen philosophischen Assozianisten findet (John Locke (1632 - 1704)[158], George Berkeley (1685 - 1753)[18], [19], David Hume (1711 - 1776)[120], [121], James Mill (1773 - 1836)[176], John Stuart Mill (1806 - 1873)[177]). Doch fr die wissenschaftliche Psychologie wird diesere Ansatz erst interessant, wenn man die introspektive Sicht durch strikte Verhaltensbeobachtung -evtl. kombiniert mit neurophysiologischen Daten- ersetzt. Erste Ansätze hier finden sich bei David Hartley (1705 - 1757)[105] und Alexander Bain (1818 - 1903)[14], [15], dann Ebbinghaus (1850 - 1909)[57], Iwan P.Pawlow (1849 - 1936)(siehe [205], [206], [207]) und Edward L.Thorndike (1874 - 1979) (siehe [273], [274], [275]), [276], [277]).

Der ï¿12ergang zum Paradigma des psychologischen Behaviorismus mit seinen unterschiedlichen Spielarten ist fliessend. Einige wichtige Namen hier sind J.B.Watson (1878 - 1958) [291],[292], [293], [294], [295], [296], [297], [298], [299], [300], Edwin R.Guthrie (1886 - 1959) (siehe [96], [97], [98], [99]), Clark L.Hull (1884 - 1952) (siehe [119], [116], [117], [118]), Edward C.Tolman (1886 - 1961)(siehe [284], [285], [286]) und B.F.Skinner (1904 -1990)(siehe [245], [246], [247], [248], [249], [250], [251].

Die meisten Arbeiten im Behaviormismus lassen sich mit dem Thema Lerntheorien korrelieren. Fr eine Darstellung aus dieser Sicht sei besonders verwiessen auf Bower und Hilgard (1983/4) [28], [29]

Im weiteren Verlauf werden im 1.Teil des Kurses Dynamisches Wissen aus dem Bereich der behavioristischen Lerntheorien die folgenden Beispiele nï¿12er untersucht:

  1. Das klassische Konditionieren, nach Pawlow
  2. Das Wortlistenlernen, nach Ebbinghaus
  3. Das Operante Lernen nach Skinner

Auf psychologische Intelligenztheorien werden wir vorläufig nicht direkt eingehen. Möglicherweise später. Ein kurzer Überblick findet sich im nächsten Abschnitt.

Gerd Doeben-Henisch 2010-12-16