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    Ein paar Stichworte im Anschluss an die Sitzung

Chrima-KULTURSCHEUNE - So, 20-1-02 - PISA und wir



AUTHOR: Gerd Döben-Henisch
DATE OF FIRST GENERATION: Jan-20, 2002
DATE OF LAST CHANGE: Jan-20,2002
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Gerd Döben-Henisch


Der Referent gab einen Überblick über die Ergebnisse der PISA-Studie 2000. Anschliessend listete er ein ganzes Spektrum von möglichen Massnahmen auf, die nach seiner Meinung Ansatzpunkte für eine wirkungsvolle Qualitätssteigerung sein könnten.

Im intensiven Gespräch schälten sich dann vor allem die folgenden Punkte als zentrale Herausforderungen heraus:

  1. Es gibt massive Änderungen im gesellschaftlichen Umfeld, die sowohl den Innenbereich von Eltern-Kind-Beziehungen betreffen, den Alltag von Kindern und Jugendlichen sowie der wachsende Anteil von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Verhaltensmustern, so dass Schulen heute über den Lernauftrag im engeren Sinne hinaus einen grösseren Teil von Erziehung mitleisten müssen. Die Ergebnisse der PISA-Studie legen den Schluss nahe, dass die Ganztagsschulen mit einem umfassenden Angebot an Lernunterstützung und Freizeitgestaltung hier offensichtlich mehr leisten als andere Schulformen; Deutschland hinkt hier deutlich hinterher.

  2. Die grösser werdenden Anforderungen an die Qualität der schulischen Ausbildung treffen noch immer auf ein starres System, in denen die Schulen selbst in allen wichtigen Bereichen keine Handlungsautonomie besitzen. Im zentralen Bereich des Personals haben Schulen nahezu keine Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wen sie für welche Aufgaben unter welchen Bedingungen einsetzen. Hier wird ihnen von einer 'fernen Bürokratie' vorgeschrieben, wer unterrichten soll, ob geeignet oder ungeeignet. Auch können Schulen ihre finanziellen Mittel nicht dort einsetzen, wo Sie es aus pädagogischer Sicht für sinnvoll halten, sondern sind wiederum an Entscheidungen 'ferner Bürokratien' gebunden. Das lähmt und demotiviert. England zeigt, dass es auch anderes geht. Dort hat die einzelne Schule in den letzten Jahren nicht nur Finanzhoheit bekommen, sondern sie kann auch selbständig über ihr pädagogisches Personal entscheiden. England zeigt entsprechend auch erheblich bessere Leistungen als Deutschland.

  3. Viel wurde auch der Beamtenstatus diskutiert. Zwar wurde immer wieder versichert, dass es die 'guten engagierten Lehrer' schon gibt, es wurden aber immer wieder Beobachtungen zitiert wie: (i) die Ausbildung der verbeamteten Lehrer bleibt hinter dem Gang der Gesellschaft und Technik zurück; (ii) die Bereitschaft der Lehrer, sich weiter zu bilden ist sehr gering; (iii) der durchschnittliche Lehrer ist von der 'nomalen' wirtschaftlichen Realität abgeschnitten und ihm fehlen wichtige Erfahrungen im 'normalen' (sprich nicht verbeamteten) Berufsleben; (iv) die Beschränkung auf verbeamtete Lehrer schottet die Schule von den reichhaltigen Erfahrungen der sie umgebenden Gesellschaft ab. Vermutung: in einer Schule, die autonom ist bzgl. der Finanzen und der Einstellung des pädagogischen Personals hätten gute und engagierte Lehrer mehr Chancen, ihre Ideen umzusetzen, und die Erfahrungen der umgebenden Gesellschaft könnten ganz anders genutzt werden.

Die meisten im Gesprächskreis sind nicht nur Eltern, die Kinder auf sehr vielen verschiedenen Schulen haben und die fast alle jahrelang als Elternbeiräte aktiv waren, sondern es waren auch einige dabei, die sich seit Jahren engagiert für das Projekt Schule für Schöneck arbeiten und dort ihre Erfahrungen mit den Schulverantwortlichen auf allen Ebenen bis hin zum Kulturministerium in Wiesbaden gemacht haben.

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