Wir nehmen als Ausgangspunkt für die logische Darstellung den logischen Apparat, wie er in den Principia Mathematica von Russel und Whitehead in der 2.Aufl. von 1927 [230] benutzt wird. Wir passen allerdings die Symbolik ein wenig der heutigen Schreibweise an.
In den Principia werden dann Wahrheitswertoperatoren für Aussagen eingeführt, die einen Operator als Grundoperator annehmen und alle darueber definieren:
Eine Darstellung als Wahrheitswertfunktionen wäre wie folgt:
p | q | ||||
1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 1 |
1 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 |
0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 |
0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 |
Komplexere Ausdrücke (molecular propositions) werden in den Principia durch Substition von Ausdrücken in andere gebildet. Wenn man einen Ausruck hat, dann kann man einen anderen schon gebildeten Ausdruck dafür einsetzen, also z.B. kann in eingesetzt werden; dann könnte man sowohl im als auch im von wieder einsetzen, man bekäme ( , usw.
In den Principia wird die Menge der atomaren und der molekularen Ausdrücke zusammengefasst unter der Menge der elementaren Ausdrücke. Dies erscheint vom heutigen Standpunkt aus umständlich. Heute würde man nur zwischen den atomaren und den molekularen Ausdrücken unterscheiden.
Für die Definition der elementaren Ausdrücke (EP) könnte man auch induktiv vorgehen, wobei man die Existenz der atomaren Propositionen (AP) p,q,r,s,t voraussetzt:
Jeder beliebige elementare Ausdruck entspricht dann entweder einem atomaren Ausdruck oder einem molekularen Ausdruck mit atomaren Ausdrücken , die durch den Unverträglichkeitsoperator miteinander verknüpft sind. Unter Benutzung eines Allquantors für Ausdrucksvariablen oder
oder
kann man dann sagen, dass der elementare Ausdruck für alle Kombinationen von atomaren Propositionen wahr ist (bzw. für alle möglichen Belegungen mit Wahrheitswerten; man würde dies als Tautologie bezeichnen). Die Principia führen dafür auch die abkürzende Schreibweise ein:
An anderer stelle wird dieser Sachverhalt auch so beschrieben, dass ein elementarer Ausdruck der Form
so verstanden wird, dass für die Variable beliebige konkrete Werte eingesetzt werden können, also z.B. . Die daraus resultierenden konkreten Propositionen bilden dann konkrete mögliche Werte der allgemeinen Form (vgl. PM:XX).
Ferner kennen die auch noch spezielle Variablen für elementare Propositionsvariablen. Sei eine elementare Proposition mit dem Operator und seien Operatoren von Teilausdrücken in , also , dann gilt, dass F jeden einzelnen Teiloperator impliziert. So kann man z.B. sagen, dass die spezielle Schlussregel
auch so verstanden werden kann
Im Falle der Propositionen als molekulare Propositionen werden die Argumente der molekularen Propositionen als Individuen oder als Partikulare (particulars) bezeichnet, die Operatoren als Universale (universals) oder auch als Komponenten (components) (vgl. PM:22). Syntaktisch sind sowohl die wie auch die Teile (parts) einer Propositionen und man sagt, dass Teile in Propositionen vorkommen (occurs). Falls die Teile einer Proposition Individuen sind, dann spricht die auch von Konstituenten.
Aus heutiger Sicht sind diese Begrifflichkeiten unsystematisch und eher verwirrend. Aber um die PM zu verstehen, muss man sich mit dieser Begrifflichkeit vertraut machen.
Analog dem Fall, dass über alle Werte einer Proposition gesprochen werden soll, gibt es in der auch den Fall, dass nur wenigstens ein (some) Wert wahr sein soll:
Eine Mischung der Quantoren wird in der geschrieben als:
oder mit heutiger Symbolik:
Die führt dann die Unterscheidung zwischen einer Matrix und einem Präfix ein. Sei
Die führt dann weitere Schlussregeln ein:
Gerd Doeben-Henisch 2010-12-16