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IT-Forschung 2006

Förderprogramm Informations- und Kommunikationstechnik

4.2.3. Mensch-Technik-Interaktion

Ausgangslage
Die Sprachverarbeitung bei IT-Geräten ist inzwischen relativ weit entwickelt. Deutschland verfügt über weltweit führende Forschungsergebnisse zur Sprachdialogübersetzung. Die Fortschritte in der Spracherkennung beruhten dabei im Wesentlichen auf Fortschritten in statistischen Verfahren. Die Sprachübersetzung profitierte von interdisziplinären Ansätzen, einschließlich Methoden der Künstlichen Intelligenz. Offene Probleme gibt es noch bei der robusten Spracherkennung und -verarbeitung in gestörten Umgebungen, bei maschinellen Lernverfahren (teure Datensammlung, Datenknappheit, geringe Trainingsdaten), in der Domänenabhängigkeit, der Skalierbarkeit bei manuellen Wissensquellen und in der Sprachsynthese.

Die Ausweitung der Sprachsteuerung von Geräten auf das volle Spektrum der menschlichen Interaktionsmöglichkeiten mit Gestik, Mimik, Haptik und Visualisierung ist noch ein grundlegendes Forschungsthema der Mensch-Technik-Interaktion (MTI). Heutige Forschungsprototypen erfordern noch einen zu großen Adaptionsaufwand, bevor eine breite Nutzung möglich ist. Die Forschung richtet sich zukünftig auf multimodale und virtuelle Benutzungsschnittstellen mit breitem Spektrum an Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten. Internet und webbasierte Dienstleistungen bestimmen zunehmend die Entwicklungsrichtung.

Es besteht in Expertenkreisen Einigkeit, dass die bisher getrennte Forschungslinie der Interaktion des Menschen mit IT-Geräten über die Virtuelle und Erweiterte Realität (VR-AR) zukünftig weitgehend integraler Bestandteil der Mechanismen zur MTI sein wird. Das kommt der Situation in Deutschland entgegen, zumal die grundlegenden Techniken zur Computer-Graphik bei uns weit entwickelt sind. Virtuelle Welten und interaktive Video-Technologien sind bereits wichtiger Bestandteil vieler Arbeiten mit dem Computer.

Handlungsbedarf und Ziele
Insgesamt muss die Interdisziplinarität der Teilgebiete Sprachtechnologie, MTI und Virtuelle und Erweiterte Realität gestärkt werden, wobei die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems im Vordergrund stehen sollte. Anhand exemplarischer Anwendungen sind modulare Querschnittsprojekte zu fördern, bei denen die interdisziplinäre Zusammenarbeit möglichst umfangreich ist.

Im Sprach- und Dialogverstehen sind die Verfahren insbesondere für Internetanwendungen durch hybride Ansätze statistischer und wissensbasierter Analyseverfahren robuster, skalierbarer und domänenunabhängiger zu machen. Um das Anwendungspotenzial bei der Sprachsynthese zu erhöhen, müssen Natürlichkeit und Sprecheradaption weiter erhöht werden.

Die Robustheit von MTI-Lösungen muss durch integrale Ansätze und die Kombination verschiedener Verfahren wie Multimodalität bei Ein- und Ausgabe, Usability Engineering, Benutzeradaption und -assistenz oder intelligente Dialoggestaltung gestärkt werden. Für die schnelle und effektive Ergebnisumsetzung sind insbesondere standardisierte Schnittstellen erforderlich. Es besteht hoher Bedarf an angepassten Usability Engineering Methoden für webbasierte Informationssysteme und an effizientem Fehlermanagement. Für alle MTI-Anwendungen werden Evaluationszentren und entsprechende Evaluierungsverfahren gebraucht.

Im Teil-Themenfeld Virtuelle und Erweiterte Realität sollte neben der visuellen Repräsentation auch ein "Rendering der anderen Sinne" entwickelt werden, um die Bandbreite der Kommunikation zwischen Mensch und Computer zu erhöhen.

Forschungsthemen
Die folgenden FuE-Themen beinhalten sowohl technische Entwicklungen zu den Mensch-Technik-Systemen als auch entsprechende Softwareentwicklungen.

Als herausforderndes Querschnittsthema sollte ein natürlichsprachlicher "Human Virtual Actor" als personalisiertes Interaktionssystem entwickelt werden, in dem Methoden der Sprach- und Dialogverarbeitung, der physikalisch simulierten Animation, der autonomen Bewegung sowie der Sprache, Gestik, Mimik und des "Affective Computing" integriert werden.

Wichtige Anwendungsgebiete

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