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IT-Forschung 2006

Förderprogramm Informations- und Kommunikationstechnik

2. Ausgangslage in Wirtschaft und Forschung

Wirtschaftliche Rahmendaten
Das Marktvolumen der Informations- und Kommunikationstechnik wuchs weltweit von 1997 bis 2000 um 50 %, von 1.343 Mrd. Euro auf 2.012 Mrd. Euro. Im gleichen Zeitraum stieg das Marktvolumen in Europa von 396 Mrd. Euro auf 576 Mrd. Euro, der prozentuale Weltmarktanteil Europas blieb für diesen Zeitraum gleichbleibend bei 29 %.

Für 2002 kann von einem weiteren Anstieg des Marktvolumens von 6,5 - 7% ausgegangen werden. Die Bedeutung und Dynamik der Informations- und Kommunikationswirtschaft in Westeuropa wird deutlich an ihrem stark steigenden Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP), der von 4,6 % in 1996 auf 6,3 % in 2000 wuchs.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnik-Branche in Deutschland ist heute bereits vergleichbar mit der Automobilindustrie. Die durchschnittliche Wachstumsrate der letzten Jahre von etwa 10% übersteigt das gesamtwirtschaftliche Wachstum um ein Vielfaches. Die Unternehmen der Informationstechnik und Telekommunikation konnten im Jahr 2000 noch ein Umsatzwachstum von 11% erzielen. Der Umsatz der Branche in Deutschland betrug im Jahr 2001 140 Mrd. Euro.

Am Beispiel Automobil wird ersichtlich, dass die Informations- und Kommunikationstechnik entscheidende Wachstumsimpulse für andere Märkte liefert. Der Markt für Fahrzeugelektronik wird sich von heute 18 Milliarden Euro auf 31 Milliarden Euro in 2005 entwickeln (Booz Allen & Hamilton 2001) - eine erheblich stärkere Zunahme als der Fahrzeugmarkt selbst. Der Anteil der Elektronik an der Wertschöpfung in der Automobilproduktion wird dann mehr als 30% betragen.

Laut Angaben des Branchenverbandes Bitkom waren in den Bereichen Hardware, Software und IT-Dienstleistungen im Jahr 2000 etwa 820.000 Menschen beschäftigt. Darin nicht enthalten ist die Anzahl der Beschäftigten in der Medienbranche, die in etwa gleicher Größenordnung liegt. Aus der Bitkom-Analyse ergibt sich ein Beschäftigungswachstum in der IT-Branche um 10% gegenüber 1999. Auch für 2002 wird mit einem weiteren - zwar verlangsamten - Wachstum der Arbeitsplätze in diesem Bereich gerechnet. Motoren des Beschäftigungswachstums in dieser Branche in Deutschland sind insbesondere die Bereiche Software- und IT- Dienstleistungen. In diesen Feldern ist in Deutschland mit ca. 400.000 Beschäftigten in 2001 nahezu jeder zweite Beschäftigte der IKT - Branche tätig. Das sind nahezu doppelt so viele wie noch 1996.

Zum Vergleich: In der deutschen Automobilindustrie waren im Jahr 2000 im Mittel ca. 746.000 Menschen beschäftigt; diese erwirtschafteten einen Umsatz von ca. 185 Mrd. Euro. Damit ist die IKT- und die Medienbranche nach Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der deutschen Wirtschaft.

Das hohe Wachstum des IKT-Markts in Deutschland und dessen vergleichsweise gute Position im Hinblick auf die wissenschaftlichen Grundlagen hat in den letzten drei Jahren Deutschland zu einem interessanten Standort für die Produktion und Forschung von IKT werden lassen und dazu beigetragen, dass international führende Unternehmen Standorte in Deutschland ausgewählt haben.

Das spiegelt sich auch in den Patentaktivitäten Deutschlands wider. Bei der Entwicklung der Patentanmeldungen in den neunziger Jahren ist die Mobilkommunikation mit deutlichem Abstand das Feld mit der höchsten Dynamik; gleiches gilt für die Bereiche Internet und Datensicherheit. Deutschland besitzt in allen drei Bereichen eine gute Wettbewerbsposition, muss jedoch mit zunehmender Konkurrenz rechnen. Das Potenzial für eine Spitzenposition in den einzelnen Feldern ist vorhanden und muss genutzt werden.

Trotz des derzeit moderaten Wachstums ist die IKT-Branche weiterhin der dynamischste Wirtschaftszweig in Deutschland. Das technologische und wirtschaftliche Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Deshalb stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die Evolution und Revolution gleichermaßen vereint.

Positionierung Deutschlands in der Mikroelektronik
Im Bereich der Mikroelektronik ist es in jüngster Vergangenheit gelungen durch die europäischen Elektronik-Initiativen wie JESSI und MEDEA Deutschland und Europa auf ausgewählten, insbesondere für das System-Know-how wichtigen Gebieten in eine weltweite Führungsposition zu bringen und dort zu halten. Jedoch wird nur ein vergleichsweise geringer Teil der von der deutschen Industrie benötigten elektronischen Bauelemente und Komponenten im Lande selbst produziert. Ziel für Deutschland muss vor diesem Hintergrund sein, an dem zu erwartenden weiteren weltweiten Wachstum künftig überproportional teilzuhaben.

In Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt die Situation der Elektronik vorteilhaft geändert. Durch gemeinsame Anstrengungen von Industrie, Forschung und öffentlicher Hand ist der Standort zu einem weltweit anerkannten Partner und Treiber der Entwicklung von Halbleiter-Technologien, des Chip- und System-Know how geworden, was an folgenden Beispielen sichtbar wird:

Allerdings sind auch einige Schwächen sichtbar: Nach dem fast schon verlorenen Anschluss an die Entwicklung in den 70er und 80er Jahren in Deutschland wurde durch das MEGA-Projekt und die Teilnahme an den national geförderten Eureka-Projekten JESSI und MEDEA in den 90er Jahren ein wesentlicher Fortschritt erreicht und der deutschen Halbleiterindustrie die Möglichkeit gegeben, heute in der chancenreichen Spitzengruppe bei der Bewältigung der FuE-Herausforderungen der Nanoelektronik zu sein.

Waren die 80er Jahre durch DRAM-Speicher als Technologietreiber geprägt, so zählte in den 90er Jahren die Verbindung von Anwenderidee und Frontend-Technologie als Schlüssel zum Erfolg, es vollzog sich die Entwicklung vom Chip zum System. In diesem Wechselspiel System - Technologie, das insbesondere auch mittleren Unternehmen der Halbleiterindustrie eine Chance bietet, konnte Europa in den letzten Jahren insbesondere gegenüber Japan erheblich an Boden gewinnen. Im nächsten Jahrzehnt wird die Automatisierung des systemorientierten Entwurfs als eine weitere Facette der Nanoelektronik neben Beherrschung der Technologie und Systemwissen in den Vordergrund treten. Die Fähigkeit, neue Chipsysteme mit Milliarden von Transistoren schnell, effektiv und fehlerfrei entwerfen zu können, wird ein kaum zu überschätzender Faktor für wirtschaftlichen Erfolg sein.

Die Elektronik zeigt eine in der Industriegeschichte nicht gekannte Dynamik der Entwicklung, die sich in zweistelligen Steigerungsraten des Umsatzes bei

äußert, ungeachtet des für die Branche typischen zyklischen Auf und Ab.

Die Elektronik läuft auf einen Wendepunkt ihrer Entwicklung zu: Mit ihrer weitgehend evolutionären Entwicklung wird sie in heute schon absehbarer Zeit Grenzen in der weiteren Strukturverkleinerung erreichen. Einen Ausweg können einerseits neue innovative Ideen aus der Grundlagenforschung, aber auch ein ganzheitliches Herangehen in Bezug auf Beherrschung der Technologie, Systemwissen und Entwurfsfähigkeit weisen.

Durch das gleichzeitige Wirken von Faktoren wie Verkürzung der Zykluszeiten und steigende FuE-Kosten bis hin zum Drängen weiterer Länder auf den Halbleitermarkt erhöht sich das Risiko für alle im Wettbewerb stehenden Unternehmen. Die Anwender verlangen ein preisgünstiges, flexibles und umfassendes Produktsortiment, das sich ständig erneuern und dem Bedarf anpassen muss. Deshalb werden verstärkt internationale Allianzen geschlossen. In Europa ist das gegenwärtig MEDEA+ mit signifikanter deutscher Beteiligung, aber auch PIDEA zur Aufbau- und Verbindungstechnik, in den USA ist die ebenfalls industriegetragene Organisation SEMATECH zur Zeit das wichtigste Gremium für das Setzen von Standards. Die Zusammenarbeit mit europäischen und vor allem auch deutschen Partnern wird zunehmend enger, wie auch das Bestreben von SEMATECH nach einer europäischen Niederlassung (evtl. in Deutschland) deutlich macht. Das ist ein Beleg dafür, dass sich international die führende Rolle in der Mikroelektronik von Japan in die USA und zum Teil nach Europa verschoben hat.

Neben der Beteiligung an europäischen Projekten in MEDEA+ und PIDEA wird für Halbleiter- und Equipment-Hersteller die globale Zusammenarbeit, z.B. in Gremien oder in Forschungsprojekten von zunehmender Bedeutung sein. Die deutschen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sind auf diesem Parkett gefragte Ansprechpartner.

Positionierung Deutschlands im Bereich Software
Die Informationsgesellschaft mit ihrem wachsenden Bedarf an effizienter Identifikation, Verarbeitung und Speicherung von Informationen bewirkt eine rapide Zunahme der Zahl der Unternehmen, die Software- und Multimediaprodukte erstellen und anbieten. Neben dieser schnell wachsenden Software-Primärbranche tritt die Bedeutung der Softwareentwicklung aber auch in allen Software-Sekundärbranchen immer deutlicher in den Vordergrund, wo eine wachsende Durchdringung aller Prozesse (z.B. Beschaffung), Produkte (z.B. Kraftfahrzeuge) und Dienstleistungen (z.B. Telekommunikation, Finanzdienstleistungen) mit Software verzeichnet werden kann. In nahezu allen Branchen ist die Kompetenz zur Erstellung von Software zur entscheidenden Kernkompetenz für die Wettbewerbsfähigkeit geworden.

In der Forschung spielt Deutschland in einzelnen Bereichen eine durchaus führende Rolle und dies gilt auch für die praktische Umsetzung. Beispiele für nachhaltige Erfolge der bisherigen Forschungsförderung von Softwaresystemen durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sind:

Es gibt zahlreiche Forschungsinstitutionen von internationalem Niveau sowohl im öffentlichen Bereich (z.B. einschlägige Informatikfachbereiche an Universitäten und außeruniversitäre Institute von FhG und MPG) als auch im privatrechtlichen Bereich. Ebenso gibt es eine weltweit führende Umsetzungskompetenz in Form von Firmen der Primärbranche (z.B. Softwarehäuser) und Sekundärbranchen (z.B. Maschinenbauindustrie, Kraftfahrzeugindustrie, Telekommunikationsindustrie, Banken und Versicherungen). Auf dieser Basis kann eine umfassende Kompetenz in Deutschland auf- und ausgebaut werden.

In vielen Industriezweigen ist Software Engineering aufgrund der Gewichtsverschiebung von der Hardware hin zur Software auf dem besten Wege zur "Produktionstechnik des 21. Jahrhunderts" zu werden, bzw. die traditionelle Produktionstechnik zu ergänzen.

Die breit verankerte Fähigkeit, Software-Produkte sowie software-intensive Prozesse, Produkte und Dienstleistungen in den Sekundärbranchen effizient bereitzustellen bzw. produzieren zu können, garantiert Erhaltung und Schaffung einer Vielzahl von Arbeitsplätzen. Zu dieser Fähigkeit gehört sowohl die technologische Kompetenz (= Software Engineering) als auch die personelle Kompetenz (= genügend hoch qualifizierte Software-Ingenieure). Aus der Vergangenheit gibt es positive Beispiele für diese engen Bezüge zwischen Technikkompetenz, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen, wie die Kraftfahrzeugindustrie und den Maschinenbau. Defizite im Bereich von Software-Engineering würden im Informationszeitalter nicht nur Arbeitsplätze in den primären, sondern insbesondere auch in den vielen Software-Sekundärbranchen gefährden.

Die Kernaufgaben liegen in Deutschland im Bereich der Embedded Systems. Hier wird es insbesondere im Kraftfahrzeugbereich darauf ankommen, von Einzelsystemen zu vernetzten Systemen zu kommen und schon in naher Zukunft zu einem komplexen Netzwerk aller IT-Module und Softwaremodule im Fahrzeug. In der Kraftfahrzeugbranche sind heute innovative Funktionen wie Sicherheitsbremssysteme, energiesparende Motoreinspritzungen, umweltfreundliche Verbrennungen und Sicherheitssysteme wie Airbags oder Online-Diagnosesysteme ohne komplexe Software undenkbar. Sie erfordern eine hohe Softwarekompetenz. Softwarekompetenz wird einer der ausschlaggebenden Faktoren sein, ob in 5 bis 10 Jahren z.B. die Zulieferindustrie in Europa noch wettbewerbsfähig sein kann. Der gegenwärtige Trend zu vernetzten Automobilfunktionen (dass das Stabilitätssystem nicht nur auf die Bremssysteme wirkt, sondern aktiv ins Motormanagement eingreift) führt zu einer beträchtlich weiteren Erhöhung der Komplexität. Ähnliche Situationen ergeben sich bei anderen verkehrstechnischen Anwendungen wie dem Flugzeug oder der Bahn. Bei diesen sogenannten "großen" Systemen ist die Variantenvielfalt derart umfangreich, dass sie die gesamte Entwicklung prägt.

Embedded Software spielt in Produkten, die in Deutschland hergestellt werden eine zunehmend wichtigere Rolle. Zum Beispiel enthalten fast alle technischen Produkte signifikante Software-Anteile. Dies gilt insbesondere für die Medizin-, Anlagen- und Automatisierungstechnik, Telekommunikationsanlagen und für die Automobilelektronik.

Telekommunikationssysteme gehören zu den komplexesten menscherstellten Produkten. Diese Komplexität, aber auch die Vielzahl von Varianten und deren lange Lebensdauer stellen höchste Anforderungen an das Software Engineering.

Für viele weitere Branchen (z.B. Maschinenbau, Produktionstechnik, Medizintechnik) aber auch für viele Dienstleistungsbereiche, insbesondere Finanzdienstleister, aber auch dem Handel sind IT-Systeme und damit Software die operative Geschäftsbasis. Ohne Informationstechnik ist ein Geschäftsbetrieb dieser Unternehmen nicht mehr möglich. Durch neue Technologien (Internet, Web) und geänderte Firmenstrategien (Globalisierung, Akquisitionen, Firmenzusammenschlüsse) entsteht ständig der Bedarf nach neuen Anwendungssystemen. Diese müssen flexibel anpassbar und erweiterbar sein. Sie müssen so geplant werden, dass existierende Standards und Produkte/Komponenten vom Markt genutzt werden können. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, branchen- oder auch unternehmensspezifische Frameworks zu definieren. Durch sie kann die Fertigungstiefe und -breite bei Anwendungssystemen reduziert werden, ohne die notwendige Flexibilität bei diesen Systemen zu verlieren. Darauf begründen sich die berechtigten Zukunftsprognosen für den Wachstumsmarkt Software.

Die Chancen Deutschlands als führender Produktionsstandort für Software in den Primär- und Sekundärbranchen sind gut. Während bei Systemsoftwareprodukten (z.B. Betriebssystemen) die Marktführerschaft inzwischen überwiegend im außereuropäischen Ausland (vor allem USA) liegt, hat Deutschland im Bereich der Anwendungssoftware eine sehr günstige Ausgangsposition. Hier kann eine traditionell hohe Anwendungskompetenz und Ingenieurtradition in den Sekundärbranchen wie Maschinenbau oder Elektrotechnik und eine führende Produktionskompetenz zur Erstellung qualitativ hochwertiger, kundenangepasster Softwarespeziallösungen mit klassischem Systemdenken kombiniert werden. Wenn dies gelingt und insbesondere die Fähigkeit zur qualitätssichernden Produktion von Varianten auch auf die in ihrer Bedeutung immer größer werdenden Softwarekomponenten übertragen wird, dann ist nicht nur die Voraussetzung für eine aufstrebende deutsche Softwareindustrie geschaffen, sondern auch die betroffenen Sekundärbranchen können sich dem zukünftigen Wettbewerb gut positioniert stellen.

Neue Chancen für Deutschland ergeben sich auch aus der Computerforschung: Die Leistung eines Supercomputers, der heute z.B. die Arbeiten großer Forschungsgruppen unterstützt, steht in 6-10 Jahren einem normalem Nutzer mit seinem PC auf dem Schreibtisch zur Verfügung. Wenn man die beginnende Mehrprozessorentwicklung von PCs (SMP-Knoten) noch berücksichtigt, ist absehbar, dass PCs und Workstations in den unteren Bereich des Hochleistungsrechnens eindringen.

Beim "Supercomputer auf dem Schreibtisch" wird es insbesondere darum gehen, über das sog. Personalized Interface ein leistungsfähiges, nutzerbezogenes System verfügbar zu machen, das u.a. Sprachverarbeitungsanwendungen und Sprachübersetzungsanwendungen in Echtzeit ausführen, frühe Designstudien und ganze Entwurfsarbeiten auf der Workstation durchführen und Simulationen bis zu einem gewissen Komplexitätsgrad auf dem PC ablaufen lassen kann. Wegen des sich abzeichnenden Trends, gleiche Prozessortypen bei PC und Supercomputern einzusetzen, ist absehbar, dass Anwendungssoftware für ein breites Spektrum verfügbarer Rechner skalierbar entwickelt wird.

Mit den guten Voraussetzungen in Deutschland auf dem Gebiet der Sprachtechnologie, der Mensch-Technik-Interaktion und der Supercomputer-Anwendungen besteht hier ein neues Feld für die deutsche Wirtschaft.

Arbeitsplatzwirkungen im Bereich Kommunikationstechnik und Mikroelektronik
Mikroelektronik und Kommunikationstechnik sind gute Beispiele dafür, dass Forschungsförderung die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland nachhaltig stärkt und damit auch einen Beitrag zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen leistet. Forschungsförderung ist die Basis für darauf aufbauende innovative Produktentwicklungen und deren Umsetzung im Markt. Schon bei der Projektauswahl stellt sich die Frage nach der möglichen Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produkte und Systeme und wird damit zu einem wichtigen Entscheidungskriterium für die Förderung.

Die Beziehung zwischen FuE-Förderung und Entstehung einer High-Tech-Region und der damit verbundenen Schaffung von Arbeitsplätzen wird besonders am Mikroelektronikstandort Dresden deutlich. Die von Infineon, Motorola und Wacker zusammen entwickelte 300mm-Wafertechnologie erlaubt eine drastisch Steigerung der Produktivität in der Halbleiterfertigung. Diese Technologie wurde in Deutschland mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einer Vielzahl von internationalen Forschungspartnern entwickelt. Die 300mm-Technologie hat inzwischen weitere FuE-Aktivitäten nach Sachsen gelockt. So konnten schon vorhandene günstige Standortfaktoren - traditionell starke technische Hochschulen und gut ausgebildete Fachkräfte - verstärkt werden, was die Ansiedlung bedeutender Produktionsstätten der Halbleiterindustrie nach sich gezogen hat. Neben der DRAM- und ASIC-Fertigung bei Infineon hat sich vor allem der Prozessorhersteller AMD in Dresden angesiedelt, welcher erstmals weltweit dort Chips mit Kupfermetallisierung fertigt. Durch diese Aktivitäten sind über 4000 direkte Arbeitsplätze und mindestens weitere 4000 indirekte Arbeitsplätze bis heute in Sachsen entstanden. Dresden hat sich damit zum führenden Mikroelektronikstandort in Europa entwickelt.

  • Lucent Technologies, Nürnberg
    Ausbau des Standortes in Nürnberg in den letzten drei Jahren von ca. 1.000 auf annähernd 2.000 Arbeitsplätze. Vorlaufende Förderung im Bereich optische Technologien und Netze seit 1995 in den Förderschwerpunkten Photonik und KOMNET.
  • Osram Opto Semiconductors, Regensburg
    Bau eines neuen Optohalbleiter-Werkes in Regensburg mit 500 Arbeitsplätzen für die Fertigung von Leuchtdioden, Laserdioden und Sensoren auf der Basis von III-V-Materialien wie Gallium-Nitrid und Silizium-Carbid. Langfristige Förderung der FuE auf dem Gebiet dieser neuartigen Halbleitermaterialien hat die Voraussetzung für diesen erfolgreichen Geschäftsbereich der Fa. Osram geschaffen.
  • FCM GmbH, Freiberg/Sachsen
    FCM Freiberg ist derzeit unter den Weltmarktführern bei Gallium-Arsenid Materialien, die für die Herstellung von Hochfrequenz-Schaltungen für die Mobilkommunikation benötigt werden. Die BMBF-Förderung der FuE-Anstrengungen dieser Firma aus den Neuen Bundesländern hat erheblich mit dazu beigetragen, dass insgesamt ca. 200 hochqualifizierte Arbeitsplätze gesichert werden konnten.
  • Aixtron AG, Aachen
    Aixtron ist derzeit Weltmarkführer bei Fertigungsanlagen (MOCVD-Anlagen) für hochkomplexe Halbleiterstrukturen. Viele der neuen innovativen Ansätze der Fa. Aixtron basieren auf vorlaufender Mitwirkung in BMBF-Förderschwerpunkten in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Industrie. Vor wenigen Jahren hat Aixtron eine komplett neue Fabrik in Herzogenrath bei Aachen mit ca. 300 Beschäftigten gebaut.
  • Carl Zeiss, Oberkochen
    Zeiss hat sich nicht zuletzt durch die europäischen Kooperationen im Rahmen von JESSI und MEDEA zu einem weltweit führenden Unternehmen bei der Herstellung von Präzisionsoptiken für die Halbleiterlithographie entwickelt. Carl Zeiss beschäftigt heute etwa 1100 Mitarbeiter in der Entwicklung und Produktion von Lithographieoptiken und rechnet weiterhin mit einem erheblichen Beschäftigungszuwachs.

Förderung forschungsintensiver Spin-Off-Firmen im Bereich Kommunikationstechnik
In den letzten Jahren hat die Anzahl der Firmenneugründungen im Bereich der Kommunikationstechnik stark zugenommen. Neugründungen erfolgten sowohl im Umkreis bestehender Industriefirmen als auch aus Forschungseinrichtungen. Anders als in den Bereichen Informatik und Internet, wo die Softwareentwicklung oder Dienstleistungen im Vordergrund stehen, arbeiten die Neugründungen im Bereich Kommunikationstechnik vielfach an der Produktion von Komponenten. Der Neugründungsprozess ist daher schwieriger, da neben der Einwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Regel auch der Aufbau einer Produktionsstätte notwendig ist. Die Anfangsinvestitionen sind hier besonders hoch, da die Produktion oft unter Reinraumbedingungen betrieben werden muss.

Unter den erfolgreichen Firmenneugründungen aus Forschungsinstituten in den letzten drei Jahren ist sowohl der Bereich der Grundlagenforschung (Max-Planck-Gesellschaft) vertreten, als auch der Institute der angewandten Forschung (FhG und WGL). Die Arbeitsplätze, die im Rahmen dieser Neugründungen geschaffen wurden, sind in der Regel qualitativ hochwertig und hinsichtlich ihrer technologischen Ausrichtung zukunftssicher angelegt.

Firma
Ausgründung/Jahr
Produkte
VPI Systems GmbH
Berlin/Holmdale USA
HHI Berlin, 1998 Software für die Planung optischer Netze
u2t GmbH Berlin HHI Berlin, 1998 Optische Bauelemente(High Speed Empfänger u. Sender)
Epi Nova GmbH, Freiburg FhG IAF Freiburg, 1999 III/V-Halbleiterschichten für elektronische Bauelemente
TES AG Berlin FBH Berlin, 1999 III/V-Halbleiterschichten für elektronische und opto-elektronische Bauelemente
Lumics GmbH Berlin Max-Planck-Institut Stuttgart, 2000 Optische Bauelemente (Dioden-Pumplaser)
IPAG AG Duisburg Universität Duisburg, 2001 Elektronische Bauelemente (InP-Elektronik)
m2kLaser GmbH FhG IAF Freiburg, 2001 Hochleistungs-Diodenlaser/-Laserbarren Freiburg

Besonders vielversprechende forschungsintensive Ausgründungen aus Forschungseinrichtungen wurden auch durch den Gründerwettbewerb Multimedia des BMWi angestoßen.

Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU)
Ein Schwerpunkt der Forschungsförderung der Bundesregierung in der Wirtschaft liegt auf der Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen. Das Volumen der KMU-Förderung erreichte im Jahr 2000 569 Mio. Euro. (1998: 554 Mio. Euro). Damit gehen ca. 55% der Mittel, die das BMBF sowie das BMWi gemeinsam zur Förderung von Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft aufwenden, an kleine und mittlere Unternehmen. Im Gegensatz dazu entfallen nur ca. 15% der eigenen FuE-Aufwendungen des Wirtschaftssektors auf Unternehmen mit unter 500 Beschäftigten sowie auf Institutionen der Gemeinschaftsforschung. Im Verhältnis zu den eigenen Anstrengungen der Wirtschaft fördert die Bundesregierung kleine und mittlere Unternehmen damit weit überproportional.

Ein IT-Bereich, der besonders von KMU geprägt ist, ist die Mikrosystemtechnik (MST). Die Anzahl industrieller MST-Anwendungen und MST-Produkte nimmt weltweit überproportional zu. Die international wettbewerbsfähige Infrastruktur Deutschlands in den Bereichen Automobil, Elektrotechnik, Maschinenbau und Chemie bietet ein günstiges Umfeld für den Einsatz von Mikrosystemen. Deutschland kann hier seine aktuelle ausgezeichnete Position sichern und ausbauen, indem es sich weiterhin auf diese traditionell starken Branchen konzentriert und gleichzeitig herausragende Forschungsergebnisse nutzt, um neue Märkte zu erschließen. Die Förderung von "Mikrosystemtechnik 2000+" durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung erfolgt parallel - aber in enger Abstimmung - zu den Programmbereichen von "IT-Forschung 2006". Sie ist darauf ausgerichtet, neue Anwendungsgebiete für Mikrosysteme zu erschließen, Kooperationsnetzwerke auszubauen und Innovationsbarrieren zu überwinden (weitere Infos unter: www.bmbf.de).

Ergänzend zu den Programmen "IT-Forschung 2006" und "Mikrosystemtechnik 2000+" fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie insbesondere die Entwicklung und Erprobung von Multimedia-Technologien in KMU (weitere Infos: www.bmwi.de). Auch in den technologieoffenen Programmen des BMWi stellt die IKT eines der wichtigsten Technologiefelder dar. Die Anwendung der modernen IKT durchdringt dabei fast alle Projekte (weitere Infos unter: www.bmwi.de).

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