A.I. - Movie and Discussion






  1. The Story

  2. Comments

  3. Discussion

  4. References

Der Film A.I. - Materialien und zusätzliche Reflexionen


AUTHOR: Gerd Döben-Henisch
DATE OF FIRST GENERATION: Sept 14, 2001
DATE OF LAST CHANGE: Sept 17, 2001
EMAIL: Gerd Döben-Henisch
Copyright (c) Gerd Döben-Henisch - Sept. 2001

  1. A.I. - Die Story

  2. Einige Kommentare

  3. Reflexionen

  4. Materialhinweise


The Story

A.I. - Die Story

Ein Professor einer Roboterfirma -die Roboter heissen im Film 'Mechas' im Gegensatz zu den 'Orgas', den Menschen- baut einen ersten Roboter, der auch Gefühle zeigt, einen Kind-Roboter mit Namen David. Der Ersteinsatz findet bei einer Familie statt, deren echter Sohn wegen einer schweren Krankheit auf unabsehbare Zeit tiefgefroren in einer Klinik liegt. Nach anfänglicher Scheu und Widerwillen erliegt aber die Mutter Monika dem Charm des allgegenwärtigen Kind-Roboters David. Schliesslich entscheidet sie sich, die werksseitig vorgesehene Codierung zu aktivieren, die dazu führt, dass David auf sie als seine neue Mutter 'geprägt' wird. Dieser Prozess ist laut Hersteller irreversibel! Nachdem die Prägung in David aktiviert worden ist, schaut er die Mutter 'mit neuen Augen' an und spricht sie mit 'Mami' an. 'Ich liebe dich'. Damit beginnt eine schwierige Phase. David ist zwar ein 'lieber Sohn' und Monika eine glückliche Mutter, aber der echte Sohn Wilhelm wird schliesslich doch noch gesund. Er kommt nach Hause zurück und beansprucht nun für sich die Rolle des 'erstgeliebten Sohnes'. Es kommt, wie es scheint unausweichlich, zu Konflikten zwischen David und Wilhelm. Wilhelm erkennt sehr schnell, dass das 'Bedürfnis Davids, von seiner Mutter geliebt zu werden', bei diesem so dominant ist, dass er es ausnutzen kann, ihn zu Handlungen zu verleiten, die entweder David selbst direkt schaden oder ihn bei seinen Eltern in ungünstigem Licht erscheinen lassen. Die Situation eskaliert, so dass die Eltern schliesslich beschliessen, David wieder an seine Erbauer zurückzubringen, obwohl sie wissen, dass David dann -laut Herstellerangaben- zerstört werden muss. Schon in Werksnähe beschliesst dann aber Monika, David und seinen Teddy, ein sprechendes 'Supertoy', nicht bei der Firma abzuliefern, sondern sie einfach im Wald auszusetzen. Als David hört, dass er von seiner Mutter getrennt werden soll, verhält er sich wie ein kleines 'Orga', das sich an seine Mutter zu klammern versucht und schreit und weint, um die Mutter umzustimmen. Doch Monika reisst sich unter Tränen los und fährt weg.

Die Einsamkeit von David und Teddy währt jedoch nicht lange. Bald schon treffen sie auf 'freilebende' Mechas, die in der Regel beschädigt sind und die sich über Schrottplätze mit Ersatzteilen versorgen. Eine Ausnahme bildet Gigolo, ein Liebesroboter, der noch ganz und gar unversehrt ist. Doch fällt David mit Teddy, Gigolo und vielen anderen bizarren Mechas in die Hände von Menschen, die Mechas jagen und sie im Rahmen grosser Mecha-Zerstörungs-Shows vor aller Augen vernichten. Sie hassen Mechas. Als 'Kind' und dank seiner emotionalen Verhaltensweisen fällt David aber so aus dem Rahmen des Wahrnehmungsschemas 'Mecha', dass die Menschen in ihm -trotz Warnung des Veranstalters- eher einen Orga erkennen als einen Mecha. Im Schatten der dadurch einsetzenden Verwirrungen können David, Teddy und Gigolo flüchten. Gigolo leitet sie nach Rouge City, einer Vergnügungsstadt. Während sein Interesse auf die Frauen gerichtet ist, die er dort zu finden hofft, lebt 'im Bewusstsein' von David die Geschichte von Pinocchio fort, die 'Mutter Monika' ihm und Wilhelm einmal vorgelesen hatte. In dieser Geschichte gibt es eine blaue Fee, die aus einem 'unechten' Jungen einen 'echten' Jungen machen kann, und dieser wird dann 'echt' von seiner Mutter geliebt. Getragen von seinem Drang, 'geliebt zu werden', will David nun unbedingt diese blaue Fee finden. Er schafft es, Gigolo zu instrumentalisieren, dass er ihm in Rouge City hilft, die blaue Fee zu finden. Die entscheidende Szene ist die Befragung eines Wissensterminals. Dr.Know, der 'Talkbot' des Wissensterminals, liefert tatsächlich Hinweise auf einen Ort, den Gigolo als Manhattan identifiziert. David kann nicht wissen, dass dieses Wissensterminal über zentrale Computer mit der Computerfirma verbunden ist, die ihn erbaut hat und ihn seit der Aussetzung durch seine Mutter sucht. Verdeckt hinter der Oberfläche des Dr.Know haben sie ganz bewusst diese Informationen gegeben. Mit einem gestohlenen Fluggerät fliegen sie nach Manhattan, das aufgrund der schon lange währenden Klimakatastrophe halb unter Wasser steht. Anhand von steinernen Löwen, aus deren Mündern Wasser sprüht, identifizieren sie ein bestimmtes Gebäude. Zunächst gespenstisch leer trifft dort David in einem Bibliothekszimmer auf einen anderen Mecha-David, David2, ein Doppelgänger. Diese Bedrohung seiner 'Einzigartigkeit' führt zu einem 'emotionalen Anfall' während dessen David1 David2 erschlägt. Kurz darauf erscheint der Professor, der David gebaut hat. Der Professor erzähl David, wie stolz das Team auf David sei, wie einzigartig er sei, dass das ganze Team darauf brennt, ihn kennenzulernen. Während der Professor David alleine lässt, um sein Team zu holen, schaut dieser sich um. In einem angrenzenden Raum entdeckt er viele andere 'Davids', die fertig verpackt auf ihren Einsatz warten. Auch gibt es jetzt neben Jungen auch Mädchen. Diese Situation zwingt ihn 'innerlich' immer mehr, seine 'Lösungsmodell blaue Fee' weiter zu verfolgen. Als 'einer unter vielen anderen Davids' hat er keine Chance auf Erfüllung. Schliesslich springt er aus de Fenster ins tiefe Wasser. Doch seine Freunde, Gigolo und Teddy, schaffen es, ihn zunächst nocheinmal mit dem Fluggerät, das sich auch als Tauchgerät entpuppt, wieder zu bergen. Als Gigolo dann Opfer der Mecha-Polizei wird, taucht David mit Teddy alleine unter Wasser, weil er glaubt, dort die blaue Fee zu finden.

Unter Wasser gibt es den versunkenen Vrgnügungspark von Coney Island. Hier finden sich auch Motive der Pinocchio-Geschichte, u.a. die Holzfigur eines weiblichen Engels, deren Gesicht David freundlich anblickt. David parkt sein Tauchgerät unmittelbar vor dieser Figur und beginnt sie zu bitten, ihn 'echt' zu machen. Sein 'Programm' hat David in diese 'emotionale Falle' geführt. Wie die Motten zum Licht so wird David von diesem blauen Engel 'magisch' angezogen; sein 'inneres Programm' eröffnet ihm keine Alternative.

2000 Jahre später, als es keine Menschen mehr gibt und eine Eiszeit die Erde mit Eis überzogen hat, gibt es hochentwickelte Wesen (Mechas? Orga-Mechas?.....), die David dort unten mit seinem Teddy entdecken. Für sie ist er ein 'einzigartiger' Fund, da er in seinen Computerspeichern Wissen über die Welt der Menschen konserviert hat. Sie 'reaktivieren' ihn. Anhand seines gespeicherten Wissens können sie die damalige Umgebung von David rekonstruieren und für ihn als Umgebung kurzfristig neu aufbauen. Anhand einer Haarlocke, die er damals von seiner Mutter heimlich abgeschnitten hatte und die Teddy unbemerkt aufbewahrt hatte, konnten die neuen Wesen sogar seine Mutter für einen Tag 'lebendig' werden lassen. Ein Tag nur für David. Ein Tag 'echter' Sohn. Ein Tag 'Geliebt sein'. Als der Tag vorbei war, liesen die neuen Wesen David 'einschlafen'.

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Comments

Einige Kommentare

Einen solchen Film zu kommentieren ist schwer und sicherlich stark abhängig von den jeweiligen Voraussetzungen des Autors. Jeder entdeckt 'seine' Aspekte in solch einem Stoff, und das macht vermutlich den Reiz aus. Es soll daher im folgenden garnicht darum gehen, ein 'letztes Wort' dazu zu finden; eher geht es um die Einleitung zu einem umfassenderen, längerdauerndem Gespräch zum Thema Robotik, neue intelligente Technologie, Forschung und den gesellschaftlichen Implikationen. Der Film ist jedenfalls hervorragend geeignet, das öffentliche Gespräch über dieses Thema zu mediatisieren.

Wenn O'BRIEN in seinem Artikel u.a. schreibt, dass das 'Ich' von David kein 'echtes Ich' sei, dass David kein Mensch sei, sondern nur ein digitalisiertes Archiv menschlicher Möglichkeiten und er David zu einem reinen Designprodukt abschwächen will, dann trifft dies für den Film-David zwar zu, aber der Roboter-David, der durch den Film 'illustriert' werden soll, steht für eine technische Möglichkeit, die so nach unserem heutigen Wissen nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Darin liegt eine echte Brisanz. Die Reaktion O'BRIENs wirkt hier wie ein Versuch der Verdrängung. Roboter, die irgendwann einmal eine solche 'Lernfähigkeit' besitzen würden, die solche Reaktionen ermöglichen, wie sie David im Film zeigt, wären auf keinen Fall blosse 'Archive'. Schliesslich sind ja selbst wir als Menschen, wir 'Orgas', durch unsere genetische 'Programmierung' nicht völlig 'unbestimmt', sondern schon im Mutterleib, und dann erst recht nach der Geburt, laufen zahlreiche hochkomplexe 'Verhaltensprogramme' ab, auf die das 'Bewusstsein' keinerlei direkten Einfluss hat; und selbst im hohen Alter geschehen die meisten organischen Prozesse im Körper völlig 'von selbst'. Aus der Tatsache, dass wir uns dieser Prozesse normalerweise nicht bewusst sind -und grösstenteils auch garnicht bewusst sein können, da diese Prozesse uns nicht direkt zugänglich sind- folgt eben nicht, dass wir als Menschen nicht selbst 'Archive von Handlungsmöglichkeiten' darstellen, die in unseren organischen Strukturen repräsentiert sind. Die 'industrielle Produktion des Kindes' (O'BRIEN), die im Film anklingt, beginnt schon heute. Neben vielen anderen Projekten kommt das R100-Projekt der Firma NEC diesem schon sehr nahe. Die erste Generation der Supertoys klopft schon an unsere Wohnungstüren und die nächsten werden vorbereitet (siehe etwa das Kawato Dynamic Brain Project).

Wenig fruchtbar erscheint mir, sich an der einen oder anderen technischen Ungereimtheit zu reiben wie es GOERTZEL tut. So z.B. die Beobachtung, dass sicher kein Ingenieur einem Roboter einem Mund zum Essen geben wuerde, wenn dieser bei Einnahmen von Substanzen (David liess sich von Wilhelm dazu verleiten, Spinat zu essen, um wie ein 'echter' Junge zu erscheinen) dadurch Schaden nehmen kann. Tiefer liegt dann schon die Beobachtung, dass Roboter, von denen man erwartet, dass sie anspruchsvolle Lern- und Verhaltensaufgaben lösen können müssen, vermutlich schon viel früher 'Emotionen' benötigen, um überhaupt lernen zu können. Ein 'wertfreies' Lernen ist ein Unbegriff. Dies zeigen schon die einfachsten Lernalgorithmen der AI und der maschinellen Lerntheorien. Die Frage ist natürlich die, wie weit der sprachlich vorgezeichneten Unterscheidung von 'Trieben', 'Emotionen' und 'Gefühlen' auch in der 'Realität von (mechanischen/ digitalen/ organischen) Systemen' eine 'substanzielle/ ontologische' Differenz entspricht? Oder, wie GOERTZEL es formuliert, wie würde der Mensch leben, wenn er zwar Instinkte und Verstand, aber keine Gefühle hätte? Wir müssen als Menschen zugeben, dass wir bis heute trotz grösster Fortschritte -gerade auch in der Neurobiologie- immer noch keine letzten Antworten auf die Frage haben, was genau unsere Gefühle 'sind'. Von daher zu folgern, Maschinen werden niemals fähig sein, Gefühle 'wie Menschen' zu haben, ist schwierig.

Gero von RANDOW nahm den Film zum Anlass, neben einem kurzen historischen Abriss der KI das Thema des Fühlens grundsätzlicher zu bedenken. Für ihn artikuliert sich die Grundfrage der Künstlichen Emotionen in der Frage, ob Roboter künstliche Gefühle haben oder ob sie sich nur so verhalten, als hätten sie welche. Sind Gefühle ein Mechanismus, der sich in einem bestimmten Verhalten äussert, oder sind sie mehr, gibt es da eine Seelensubstanz? Diese Frage nach den künstlichen Emotionen zeigt hier klar das Erbe der gesamten philosophischen (und wohl auch psychologischen) Tradition. Als Mensch kann man immer nur Verhalten wahrnehmen oder seine eigenen Gefühle empfinden. Fällt die Introspektion aus (wie im Falle der Roboter), dann bleibt nur das Verhalten. Es verwundert daher nicht, dass Robotiker den verhaltensorientierten Ansatz bevorzugen. Hier kommen dann Positionen wie der amerikanische Pragmatismus, der Funktionalismus und der Behaviorismus ins Spiel. Bei einer solchen Betrachtungsweise bleiben aber die gesamten introspektiven (subjektiven) Tatbestände aussen vor. Wie soll man die Selbsterfahrung des Menschen in diesem Kontext einordnen und bewerten? Ein Grossteil der klassischen Philosophie, Teile der Psychologie und fast die gesamte Literatur leben vom Rekurs auf diese Selbsterfahrung. Es ist ein Verdienst von Philosophen wie z.B. NAGEL, eine Brücke zwischen diesen beiden Perspektiven zu schlagen. Letztlich ist klar, dass ein 'Fühlen' -was auch immer es eim einzelnen sein mag- nicht loslösbar ist von den konkreten Systemstrukturen, in die es eingebettet ist. Die Gefühle der Menschen sind unentrinnbar verknüpft mit ihrem Körper, ihrem Nervensystem. Jede Maschine, die diese Gefühle 'für sich' auch 'nachvollziehen können sollte, müsste über mindestens ähnliche Strukturen verfügen. So stellt RANDOW zum Schluss seiner Beitrages auch fest, dass es nur bei einer völligen Verschmelzung von Roboter und Mensch zu einer vollen Deckung der beiden 'Gefühlsmodelle' kommen können. Nur dann ist 'echte' Empathie möglich. Nur dann könnte auch ein Mensch fühlen, was ein Roboter fühlen würde. Erst dann wäre 'echte' Kommunikation möglich. Aber - gäbe es dann überhaupt noch einen Unterschied zwischen Robotern und Menschen?

Wenn O'BRIEN zum Schluss seines Beitrages schreibt, dass weder dieses Roboter-Kind das Universum retten kann noch das Universum es, so kann man bestenfalls im ersten Moment zustimmen. Dieser kleine Kind-Roboter mit seinem anscheinend sehr starren emotionalen Programm lässt in der Tat nicht erkennen, wie er 'das Universum' retten soll. Aber mit etwas Abstand und unter Einbeziehung der Erkenntnis, dass wir Menschen durch unsere Emotionen und Gefühle offensichtlich nicht nur 'menschenfreundlich' sind, sondern auch 'menschenhassend' und zerstörerisch, könnte man auch überlegen, inwieweit nicht möglicherweise der Mensch die Entwicklung solch neuer 'emotionalen Technologien' brauchen wird, 'um sich selbst' über die Grenzen des aktuellen emotionalen Korsetts hinwegzuhelfen. Man kann die Prognose wagen, dass die Menschheit, wenn es ihr nicht gelingt, sowohl ihre intellektuellen wie auch ihre emotionalen Fähigkeiten deutlich weiter zu entwickeln, die Herausforderungen eines Lebens in der Zukunft nicht wird meistern können. Insofern aber die intellektuellen wie auch die emptionalen Fähigkeiten an eine konkrete Materie gebunden sind, wird der Mensch dies nur schaffen, wenn es ihm gelingt, die materielle Basis dieser Fähigkeiten 'zu meistern'. Genetik und Robotik erscheinen damit als zentrale Zukunftsaufgaben.

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Discussion

Reflexionen

Was in diesen kurzen Kommentaren anzuklingen beginnt, das sind Fragen wie die nach dem 'wahren Menschenbild' und nach der 'Kopierbarkeit' von uns Menschen, sei es durch 'Nachbauten', sei es durch 'Umbauten', wie auch immer.

Im historischen Kontext menschlicher Kultur, der Evolution irdischen Lebens, der Erde, unseres Sonnensystems, unserer Galaxie, des Weltalls ist das Thema der 'Selbstveränderung des Lebens unter 'bewusster Kontrolle des Lebens selbst'' ganz 'frisch': gemessen an den ungeheuerlichen Zeiträumen, die es gebraucht hat, dass es solche Lebensformen wie die des Menschen überhaupt gibt (ca. 10 - 15 Mrd Jahre!), nehmen sich die letzten ca. 100 Jahre der Entwicklung menschlicher Wissenschaft und Technologie geradezu unausdrückbar kurz aus.

Das Bild der Welt, des Lebens, des Menschen, existiert nicht losgelöst vom Menschen selbst: alle Wirklichkeitssichten, die von Menschen kommuniziert werden, gründen in Gehirnprozessen von eben diesen Menschen.

Das Gehirn ist Teil eines Körpers und hat als unterscheidbares 'Organ' keine 'direkte' Berührung mit der Wirklichkeit 'um den Körper herum'; diese 'Wirklichkeit um den Körper herum' nennen wir gewöhnlich 'Welt', ohne letztlich genau zu wissen, was diese Welt ist. Schliesslich entsteht das 'Bild von der Welt' in einem Gehirn, das von der Welt nur das erfährt, was spezielle Körperzellen ('Sinneszellen, Sinnesorgan') bzw. diverse Körperzustände 'indirekt' von Zuständen dieser Welt durch einfache Signale (eine Nervenzelle 'feuert' oder sie 'feuert nicht') übermitteln. Aus vielen solcher einfachen und isolierten Signale 'baut sich das Gehirn' ein 'Modell der Welt' 'um sich herum'. Erste Erkenntnisse, wie das Gehirn dies tut, liegen vor. Aber eine umfassende Erklärung des Zusammenhangs zwischen den uns introspektiv zugänglichen Gehirnzuständen und den physiologischen Prozessen steht noch aus.

Die 'Weltsichten' haben sich im Laufe der letzten 5000 - 10000 Jahren beständig verändert. Allerdings gibt es in diesen Weltsichten eine 'Grundstruktur' die daraus resultiert, dass durch den Bauplan des menschlichen Körpers bestimmte Erlebnis- und kognitive Verarbeitungsweisen für alle Menschen 'fest vorprogrammiert' sind: die Art und Weise, wie wir die umgebende Welt und uns selber als Teil dieser Welt 'erleben' und 'denken' können, ist weitgehend für alle Menschen vorgegeben, sehr ähnlich, und zunächst nicht hintergehbar. In einer oft bemühten Metapher kann man sagen, dass 'wir' in unserem Körper 'gefangen' sind.

Trotz der wachsenden Einsicht in die Grundlagen der Entstehung und Funktionsweise von 'Weltbildern' befindet sich der Mensch in einer fuktionalen Abhängigkeit von seinen eigenen Weltbeschreibungen: so schlecht auch eine bestimmte Weltbeschreibung sein kann, ein Mensch kann eine Weltbeschreibung nur dadurch 'verbessern', indem er eine 'bessere' 'aktiv konstruiert'. An dieser Stelle ist jeder Mensch nicht unwesentlich beeinflusst -und damit abhängig- von seiner Umgebung.

In den letzten 2000 - 3000 Jahre waren die westlichen Kulturen stark geprägt von einer jüdisch-christlichen 'Weltbeschreibung'. Andere Kulturen stärker durch Islam, Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus, Hinduismus und vieles mehr. Diese Modelle weisen in grundlegenden Positionen zum Teil Übereinstimmungen auf. In den konkreten Ausformungen spiegeln sie in der Regel die konkreten Lebenssituationen und das begrenzte Wissen ihrer Entstehungszeit wieder und unterscheiden sich daher in der Konkretheit ihrer Lehre. Diese konkreten Unterschiede waren in der Vergangenheit oft genug Anlass, dass die Anhänger der einen Weltbeschreibung die Anhänger der anderen Weltbeschreibung angeklagt, verklagt, ausgegrenzt und sogar verfolgt und getötet haben. In solchen militanten religiösen Ausprägungen degeneriert das 'Heil der Welt' dann zum partikularen Interesse einer Minderheit. In der Ausgrenzung der' jeweils anderen' offenbart sich das allzu menschliche Ansicht eines postulierten universalen Gottes. Was sich hierin manifestiert ist nicht der vielbeschworene 'universal Gott' sondern es sind die Ängste und massiven Egoismen von Menschen, deren beschränkte Ausstattung an Emotionen, Gefühlen und Erkenntnisfähigkeit nur solche begrenzten Interpretationen und dementsprechend kurzsichtige Handlungen zulassen. Was nützt ein universaler Gott, wenn der konkrete Mensch in seiner Begrenztheit nicht in der Lage ist, ein solches universales Heil zu erkennen, geschweige denn umzusetzen. Der einzelne Mensch ist in diesen Fragen nicht unabhängig von der ihn umgebenden erfahrbaren Geschichte, von aktiv erlebbaren sozialen Prozessen, von verfügbarem Wissen.

Das in den letzten 500, 100, 50, 10 Jahre neu entstandene Wissen im Bereich des Wirtschaftens und der Wissenschaften macht für die, die Zugang zu diesem Wissen haben, die Begrenztheit der sogenannten religiösen Weltbeschreibungen immer deutlicher. Diese Erkenntnisse vermitteln ein Bild des Kosmos, das zunächst ganz anders ist als das bislang bekannte. Der Kosmos bekommt -im grossen wie im kleinen- Dimensionen in Raum und Zeit, die früher unvorstellbar waren. Er bekommt eine Komplexität und Dynamik, die das Vorstellungsvermögen von uns Menschen beständig an seine äussersten 'Grenzen zwingt. Eine einfache Übertragung der 'alten' religiösen Weltbeschreibungen in diese neuen Beschreibungen ist nicht ohne weiteres möglich. Man kann aber auch nicht sagen, dass die neuen Weltbeschreibungen grundsätzlichen einen Sinn oder 'so etwas wie Gott' ausschliessen; keineswegs. Nur sind die Anforderungen, die an uns Menschen gestellt werden, um diese Wirklichkeit zu 'be-greifen' um Dimensionen grösser als zu früheren Zeiten, in denen ein 'Prophet' sich hinstellen konnte und einfach erzählte, was 'seine innere Stimme' ihm gerade sagte. Dass der 'gleiche universale Gott' verschiedenen konkreten Menschen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten immer etwas anderes erzählt hat, hat 'Gläubige' selten stutzig gemacht.

Angesichts der neuzeitlichen Wissensexplosion und die damit einhergehende 'Beunruhigung des Menschen' gewinnt die Metapher vom 'Auszug aus dem Paradies' wegen des Essens des Apfels der Erkenntnis eine neue Aktualität. Wissen war schon zu allen Zeiten nicht nur einfach 'gut' und 'praktisch', sondern auch 'beunruhigend'. Wahres Wissen stellt bisherige Erfahrungen immer in Frage. Wahres Wissen ist nicht nur 'gewünschtes' Wissen, sondern transportiert ein Stück Wirklichkeit jenseits meines eigenen Wollens, manifestiert das 'wirklich Andere', über das ich keine Verfügung habe (allerdings kann ich es 'verdrängen', 'ausklammern'). Doch sollten wir 'Paradiese', die nur existieren, wenn man Wissen unmöglich macht, nicht hofieren.

Der Prozess der 'Aufhellung' der unbekannten Wirklichkeit durch die neuzeitlichen Wissens-Generierungs-Aktivitäten gewinnt heute eine zusätzliche neue Qualität, da nach der Entdeckung der Relativität aller Weltbilder wegen ihrer Verankerung in 'erlebenden und denkenden Gehirnen' nun die Basis unseres Erlebens und Denkens selbst , nämlich unser Gehirn mit dem umgebenden Körper, direkter Ggenstand der Forschung und der Ingenieurkunst geworden ist. Wir Menschen haben definitiv damit begonnen, die Maschinerie 'hinter unserem Bewusstsein' zu untersuchen und nachzubauen. Damit geraten zwangsläufig die bisherigen Bilder vom Menschen auf den Prüfstand. Wohin dies führen wird, ist -von heute aus gesehen- der Zukunft vorbehalten. Bezeichnungen wie 'Ich' und 'Wir' werden ihre Bedeutungen ändern.

In dem Masse, wie die Ingenieurskunst unser technologisches Potential bis hinein in den Bereich 'fühlender und denkender' Strukturen ausweiten wird, in dem Masse werden sich Fragen nach 'gut' und 'böse', 'lebenswert', 'nicht lebenswert', 'Sinn' etc. mit immer grösserer Konkretheit stellen. In solch einem Kontext ist auch klar, dass die anstehenden Fragen nicht dadurch gelöst werden könnten, dass ein 'Gott' zu den Menschen sprechen würde. Denn, was ein solcher Gott auch immer sagen würde, wir würden gerade nur soviel verstehen, wie wir als Menschen zu diesem Zeitpunkt zu verstehen in der Lage wären. Im Rückblick kann man sagen, das das, was zu früheren Zeiten verstanden werden konnte, -von heute aus gesehen- immer sehr begrenzt war. Aus dem 'Sprachproblem Gottes mit den Menschen' folgt allerdings weder, dass eine 'aktive Beziehung zu Gott' grundsätzlich nicht möglich ist noch, dass eine solche Beziehung nicht von grosser konkreter Bedeutung sein kann.

Das, was Kubrick und Spielberg in ihrem meisterhaften Film A.I. darstellen, ist, wie man erahnen kann, nur ein winziger Ausschnitt aus einem sehr grossen Komplex neuer Wirklichkeit, den die Menschen in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten zu bewältigen haben. Dennoch kann es eine Hilfe sein, das Gespräch zu diesen Themen in grösserem Kreise zu ermöglichen. Je mehr wir über die Struktur und die Geschichte des Lebens erfahren, umso nehr erahnen wir, welche Ungeheuerlichkeit die schiere Existenz dieser biologischen Lebensform auf dem Planeten Erde darstellt. Die mathematischen Formeln, die noch in den 50iger Jahren zuversichtlich das ganze Universum mit brauchbaren Wahrscheinlichkeiten bevölkert sahen, mussten in den letzten Jahren aufgrund der neuen Erkenntnisse immer weiter differenziert werden, soweit, dass heute die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es irgendwo in diesem Universum eine vergleichbare Lebensform gibt, mittlerweile so extrem gering ist, dass das Wort 'Wunder' für die blosse Tatsache, dass 'wir' hier auf der Erde so da sind, wie wir nun mal da sind, mehr als angebracht ist. Wir sind in der Regel allerdings durch den 'alltäglichen Kampf' so betäubt, dass wir uns dieser Ungeheuerlichkeit kaum bewusst sind; wie auch...

Eine der vielen Paradoxien -bedingt durch die Struktur unserer Erkenntnis- besteht darin, dass wir 'mitten im Himmel' leben könnten, ohne es zu merken.

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References

Materialhinweise

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