CHAPTER V: The Birth of the Sign
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KAPITELV: Die Geburt des Zeichens
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The problem of the symbolic
communication of private states |
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Nach
den vorstehenden Annahmen zur Struktur des Bewußtseins
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Kommunikation zwischen zwei Bewußtseinsräumen wie folgt
umreißen:
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Wittgenstein:
The usage of words and the need for explicit definitions |
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In
diesem Zusammenhang sei kurz an Ludwig WITTGENSTEIN erinnert, der in
seinen Philosophischen Untersuchungen [PU] wie auch in seinen Bemerkungen
über die Philosophie der Psychologie [PP] das Problem der
zeichenbasierten Kommunikation subjektiver Zustände intensiv
reflektiert hat (für eine Zusammenstellung zentraler Thesen
WITTGENSTEINs zu diesem Thema siehe ANHANG
II). Eine direkte Kenntnisnahme von inneren (= subjektiven = psychologischen) Zuständen nennt WITTGENSTEIN Introspektion und er sagt, daß Introspektion niemals zu einer hinweisenden Definition führen kann, die von anderen unmittelbar nachvollziehbar ist (vgl. PP:212). Um aber die Verwendung eines Wortes (= Zeichen) lernen zu können, braucht ein anderer intersubjektive Anhaltspunkte (PU:257). Wann und wie können diese gegeben sein? |
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The non-conventional
cooccurences of private and public states. Case A and B |
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Akzeptiert
man die Prämisse von WITTGENSTEIN, daß sich
subjektive Erlebnisse eines A nur dann via Zeichen mit Zuständen
eines B korrelieren lassen, wenn es begleitende externe Ereignisse
gibt, dann gibt es grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten:
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CASE A: Generic physiological
mechanisms connecting private states with public observable body-states
(expression) |
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Fall
A wäre z.B. gegeben, wenn bestimmte subjektive Zustände
P_A' in A aufgrund der menschlichen Physiologie immer begleitet
wären mit einem körperlichen Ausdruck E_A. Ein auf P_A' Bezug
nehmendes zeichen Z_A', das als ZA geäußert würde,
träte dann zusammen mit E_A auf. Da der Zusammenhang zwischen dem
Auftreten von P_A' und E_A gattungsspezifisch sein soll (von
pathologischen Fällen jetzt abgesehen), kann man davon ausgehen,
daß ein potentielles Gegenüber B bei hinreichend langer
Lerngeschichte diesen gattungsspezifischen Zusammenhang auch schon
mindestens einmal am eigenen Leibe erfahren hat und von daher
die Beziehung (E_A <---> P_B') schon kennt. Ein aktuelles
Auftreten von E_A würde dann diese Beziehung aktivieren
und das begleitende Zeichen Z_A würde als Z_B(A)' dann mit P_B'
korrelierbar. |
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CASE B: Generic physiological
mechanisms connecting extrnal events with internal physiological
state-changes (perception) |
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FALL
B wäre gegeben, wenn bestimmte äußere Ereignisse S
aufgrund der menschlichen Physiologie (im Normalfall) immer begleitet
wären von bestimmten subjektiven Erlebnissen S_A' bzw. S_B' in
Objekten A und B, die Bewußtsein haben und die hinreichend nah
zu S sind. Wenn z.B. A dann anläßlich des Auftretens von
S_A' ein zeichen Z_A' als Z_A äußert, dann könnte B
neben S_B' auch Z_B(A)' wahrnehmen und dieses Zeichenerlebnis mit dem
anderen Wahrnehmungserlebnis verknüpfen. Die Ereignisse S_A' und
S_B' wären dann hinsichtlich des gattungsspezifischen
Wirkzusammenhanges äquivalent. |
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Extensions of perceptual
connections in CASE B |
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Im
FALL B sind mindestens zwei Arten von Erweiterungen denkbar:
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Measurement theory as an example
for case B |
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Bei
der Diskussion der empirischen Meßtheorie wurde von FALL B
extensiv Gebrauch gemacht. Zwei Untersucher A und B benutzen bestimmte Handlungsweisen E, um mittels der korrespondierenden Wahrnehmungen E_A' und E_B' jene inneren Zustände zu bestimmen, die die Handlungsweisen repräsentieren sollen. Die Bestimmung der subjektiven Wahrnehmungsanteile E_A' bzw. E_B' ist allerdings nur eindeutig bis auf E oder, anders ausgedrückt, E_A' ist äquivalent zu E_B' mit Bezug auf E. Wenn z.B. zwei Phonetiker mit Hilfe von Sonagrammen zwischen Vokalen und Konsonanten im Bereich der deutschen Sprache unterscheiden würden, dann wären z.B. die Lautereignisse 'a', 'o', 'u', 'i', 'e' gleich bzgl. Vokalität und z.B. die Lautereignisse 'l', 's', 't', 'k' usw. gleich bzgl. Konsonalität. |
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Critical Phenomenalism leads
beyond Solipsisme. Mentioning PEIRCE and APEL. |
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Die
bisherigen Überlegungen sollten ausreichen, um deutlich zu
machen, daß ein kritischer Phänomenalismus nicht
notgedrungen in einem schlechten Solipsismus enden muß. Mit der Annahme gattungsspezifischer Ähnlichkeiten zwischen zwei beliebigen Objekten mit Bewußtsein erklärt sich die ansonsten unverständliche Tatsache, daß zwei Bewußtseinsräume sich als Teilnehmer in einem gemeinsam geteilten Raum von Körpern für eine nicht unbeträchtliche Teilmenge ihrer primär subjektiven (privaten) Erlebnisse ausreichend genau koordinieren können. Diese Koordination begleitet von individuell setzbaren Zeichenereignissen erlaubt nach und nach eine intersubjektiv koordinierte semiotische Kodierung privater Zustände, durch die die Privatheit streckenweise zu einer gemeinsam geteilten Quasi-Öffentlichkeit wird. Das Entscheidende ist hierbei allerdings nicht, wie es Peirce in seiner triadischen Zeichenrelation anzunehmen scheint, daß ein Zeichen für einen Interpretanten in einer Hinsicht oder Qualität etwas anderes repräsentiert (Kategorie der Drittheit)( vgl. APEL 1976, Transformationen II, p.170), sondern daß diese Repräsentationen aufgrund von strukturellen Ähnlichkeiten (= apriorischen Strukturen) zwischen verschiedenen Interpreten handlungsmäßig koordinierbar sind. Wie am Beispiel der wissenschaftlichen Untersucher deutlich werden konnte, ist die Eindeutigkeit der zeichenhaft vermittelten Referenz begrenzt durch die konstituierende Praxis und das solcherart kodierte (= vermittelte) Wissen bleibt prinzipiell hypothetisch. Eine noch so große Zahl von wiederholenden Bestätigungen kann die Qualität der hierin kodierten Strukturen nicht substantiell verbessern; im Gegenteil, wiederholende Bestätigung verhindert für gewöhnlich eine mögliche Verbesserung. Von daher wäre eher gegen PEIRCE zu argumentieren, daß das Postulat der Konvergenz gerade nicht Objektivität garantiert. Konvergenz bzw. Koordination beschreibt primär nur eine Eigenschaft des Prozesses selbst (siehe APEL 1976, Transformationen II, pp. 192, 198). Schließlich sei noch bemerkt, daß die Betonung der möglichen historischen Dimension einer Zeichengemeinschaft nicht wesentlich über die handlungsmäßige Fundierung hinausführen kann. Diejenigen internen Prozesse, die sich einer intersubjektiven Koordinierung grundsätzlich entziehen, können nicht Bestandteil eines quasi-öffentlichen Bewußtseins werden. Möglicherweise zeichnet sich eine Geisteskultur gerade dadurch aus, daß sie die zeichenhaft vermittelte Wirklichkeit immer wieder neu von den aktuellen Handlungszusammenhängen her rekonstruierend aufbaut und damit die individuellen Bewußtseinsräume schrittweise sozialisiert (dies als vorsichtiger korrigierender Einwand gegen die Tendenz der 'Vergeistigung' des Konzeptes einer Interpretationsgemeinschaft à la HEIDEGGER, GADAMER und APEL (siehe APEL 1976, Transformationen II, pp.210ff)). |
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