CHAPTER V: The Birth of the Sign
5.x.1: Some Postulates regarding the Structure of the Consciousness





'95-Knowbot

(The english annotations below are only a rough characterization of the content of the german text)





KAPITELV: Die Geburt des Zeichens
5.x.1: Thesen zur Struktur des Bewußtseins




AUTHOR: Gerd Döben-Henisch
COAUTHOR: Joachim Hasebrook
DATE OF FIRST GENERATION: March 9, 1998
DATE OF LAST CHANGE: March 12, 1998
ADDRESS: INM - Institute for New Media, Frankfurt, Germany
EMAIL: doeb@inm.de
URL: INM
Copyright (c) Gerd Döben-Henisch
STATUS: Work in Progress
COOPERATION: Everybody is invited to share the discussions, to contribute with own ideas. The authors decide whether such contributions are accepted for incorporation in the final version.


    The valid assumptions so far


    Als erkenntnistheoretischer Standpunkt wurde bisher (siehe Kap. 3) der kritische Phänomenalismus in Anspruch genommen. Darin wird die Position des Beobachters als Beobachters thematisiert und dahingehend konkretisiert, daß die Sicht des Beobachters primär nur in Form von Erlebniskomplexen (Phänomenen) gegeben ist. Erlebnisse sind korrelativ damit, daß ein unbestimmtes X von diesen Erlebnissen weiß. Es ist diese Dimension des 'Wissens von' die den Raum aufspannt für diverse Relationen und Operationen wie z.B. daß zwei unterscheidbare Eigenschaftskomplexe korrelieren oder daß sie sich ähnlich sind. Die Menge der solcherart wißbaren Eigenschaften bildet dann den (inhaltlichen) Raum des Bewußtseins bzw. dasjenige unbestimmte X, das den 'Fluchtpunkt' in dieser Wissensbeziehung bildet, repräsentiert dann das Bewußtsein bzw. ein mögliches Ich.




    Bei den folgenden Feststellungen über Objekte im Bereich des Erlebens wird (i) unterstellt, daß es überhaupt möglich ist, solche Aussagen 'sinnvoll' zu machen, es wird (ii) angenommen, daß im Sinne der empirischen Meßtheorie Zeitmarken aus q10 x t_unit verfügbar sind, und es wird (iii) angenommen, daß alle hier einschlägigen Prädikate bzgl. des jeweiligen Bewußtseins indiziert werden.

  1. Eigenschaften/ Qualitäten/ Phänomene [properties/ qualities/ phenomena]
    (Menge von Grundgegebenheiten, die korrelativ ist mit einem Bewußtsein von etwas)

  2. Bewußtsein von [CONSC_OF := CONSCIOUSNESS_OF]
    (CONSC_OF(T,X,A) => IN(T,X, A,pow(properties))
    Wenn ein X zum Zeitpunkt T ein Bewußtsein von einem A hat, dann handelt es sich bei dem A um eine endliche Menge von Eigenschaften

  3. CONSC_OF(T,X,A) & (E:B,C)( IN(T,X,B, A) & IN(T,X,C,A) => COR(T,X,B,C)))
    Wenn ein A zum Zeitpunkt T einem X bewußt ist und A enthält wenigstens zwei Elemente B,C, dann korrelieren B und C (COR := CORRELATED)

  4. OCCUR(T,X,A) => (E:X)(CONSC_OF(T,X,A))
    Wenn Eigenschaften A vorkommen, dann gibt es auch ein X, das davon weiß.

  5. korrelieren [COR := CORRELATED]
    REFL(COR) & SYM(COR)

  6. COR(T,X,A,B) => (E:X)(CONSC_OF(T,X,(A,B)))
    Wenn Eigenschaften A und B korrelieren, dann gibt es ein X, das von A und B weiß.

  7. CONSC(T,X) iff (E:A)(CONSC_OF(T,X,A))
    Ein X ist ein Bewußtsein, wenn es ein A gibt, von dem X weiß.

  8. c_content(T,X) = {A| CONSC_OF(T,X,A)}
    Der Inhalt des Bewußtseins ist die Menge der Eigenschaften A, von denen ein X wissen kann.

  9. ähnlich [ALIKE]
    REFL(ALIKE) & SYM(ALIKE) & TRANS(ALIKE)
    Die Relation 'ALIKE' repräsentiert Ähnlichkeiten zwischen zwei Eigenschaftskomplexen

  10. ALIKE(T,X,A,B) => COR(T,X,A,B)
    Wenn Eigenschaften A und B sich ähneln, dann korrelieren sie auch.

    Assemblies of properties, objects


    Erlebniskomplexe werden als Eigenschaftskomplexe aufgefaßt, in denen die konstituierenden Eigenschaften erkenntnismäßig nicht weiter hintergehbar sind. In einer sehr weiten Fassung kann man dann Objektkonzepte als Bündel von solchen Erlebniskomplexen bzw. Mengen von Eigenschaftskomplexen definieren.




  11. Objektkonzept [OBJ := OBJECT_CONCEPT]
    OBJ c pow(properties)

    Attention


    Es gehört außerdem zur Grunderfahrung, daß im Bereich der Bewußtseinsinhalte nochmals fokussiert werden kann; nur ein kleiner Teil dessen, was aktuell bewußt ist, liegt auch im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit kann darüberhinaus innerhalb des Bewußtseinsraumes wandern.




  12. Fokus der Aufmerksamkeit [focus_of_attention]
    focus(T,X) = {A| (E:A)( CONSC_OF(T,X,A) & SEL(T,X,A)}
    Jedes A, das von einem X gewußt wird und zugleich selektiert ist (SEL ist ein Grundprädikat), gehört zum Fokus eines Bewußtseins

  13. OCCUR(T,X,focus(T,X)) & OCCUR(T',X,focus(T',X)) & T != T' => focus(T,X) cut focus(T',X) = 0 or focus(T,X) cut focus(T',X) != 0
    Der Focus eines Bewußtseins kann zu verschiedenen Zeitpunkten verschieden sein.

  14. c_content(T,X) \ focus(T,X) != 0

    Der Focus eines Bewußtseins ist eine echte Teilmenge der Bewußtseinsinhalte

    Memory


    Streckenweise kann das, was einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, wieder erinnert werden. Dies setzt voraus, daß es neben dem aktuellen Bewußtsein einen Bereich potentieller Erlebnisse gibt, die durch aktuelle Erlebnisse bzw. durch Aufmerksamkeit so aktiviert werden können, daß sie erinnert werden. Erinnerte Erlebnisse bekommen dann den Status von aktuellen Bewußtseinsinhalten.




  15. IN(T,X,A,focus(T,X)) => (E:C)(A:D)( C > 0 & D in C & T' = T+D & IN(T',X,A,mem))
    Alles, was einmal im Fokus der Aufmerksamkeit stand ist anschließend - für eine gewisse Zeitspanne - im Gedächtnis.

  16. REMEM(T',X,B) iff (E:A,C)(IN(T,X,A,focus(T,X)) & B c A & IN(T,X,B,mem) & T' = T+C & C > 0 & CONSC_OF(T',X,B) & COR(T',X,A,B))
    Man sagt, daß X ein B erinnert (remember), wenn es ein A im Fokus von X gibt mit B als Teilmenge von A, wobei B sich im Gedächtnis von X befindet, und X das B nach einem definierten Zeitintervall im Bewußtsein von X ist und mit A korreliert.

  17. IN(T,X,A,focus(T,X)) & (E:B)(B c A & IN(T,X,B,mem) => (E:C)( T' = T+C & C > 0 & REMEM(T',X,B)))
    Wenn A im Fokus von X ist und eine Teilmenge B enthält, die sich im Gedächtnis befindet, dann wird B nach einem definierten Zeitintervall erinnert (remember).



    Basic phenomenological concepts


    Es wird hier weiterhin angenommen, daß das grundsätzliche Konzept von sensorischen Erlebnissen und nicht-sensorischen Erlebnissen verfügbar ist, auf dem dann das weitere Konzept von meinem Körper und dem von meinem Körper verschiedenen anderen Objekt aufbauen kann. Daraus ergeben sich dann die Konzepte Inneres meines Körpers (der Bereich des Subjektiven, Privaten) sowie Äußeres meines Körpers (der Bereich des Objektiven, Öffentlichen, Intersubjektiven). Im Bereich der äußeren Objekte gibt es dann die nicht-belebten Objekte und die belebten Objekte; letztere sind solche Objekte, denen man aufgrund der äußeren Ähnlichkeit mit dem eigenen Körper solche körperinternen (subjektiven) Zustände zuschreibt, wie man sie vom eigenen Körper her kennt. Ausgehend vom Konzept mein Körper kann sich dann auch das ansonsten recht unspezifische Konzept Ich ein wenig individualisieren. Dies geschieht dadurch, daß das Ich nicht mehr Fluchtpunkt für alle Erlebnisse darstellt, sondern charakteristischerweise nur noch für jene, die mit dem eigenen Körper und den zugehörigen inneren Zuständen korrelieren.




  18. sensorische Erlebnisse [S_EXPERIENCES := SENSORICAL_EXPERIENCES]
    (S_EXPERIENCES := c properties)

  19. nicht-sensorische Erlebnisse [NON_S_EXPERIENCES := NON_SENSORICAL_EXPERIENCES]
    (NON_S_EXPERIENCES = properties \ S_EXPERIENCES] & NON_S_EXPERIENCES != 0)

  20. mein Körper [my_body]
    (my_body(T,X) = {A| OBJ(A) & COR(T,X,A,(properties \ A)) & IN(T,X,A,S_EXPERIENCE)
    Der eigene Körper ist dadurch charakterisiert, daß er ein Objekt ist, mit allen Erlebnissen korreliert (was ist im Traum?) und selbst als empirisches Erlebnis vorkommt.

  21. anderes Objekt [OTHER_OBJ := OTHER_OBJECT]
    OTHER_OBJ(T,X,A) iff OBJ(A) & IN(T,X,A,S_EXPERIENCE) & (E:C)(C =! 0 & COR(T,X,A,(NON_S_EXPERIENCE \ C)) )
    Im Unterschied zum eigenen Körper korreliert ein anderer Körper zwar z.T. auch mit nichtsinnlichen Konzepten, aber es gibt einige nichtsinnliche Erlebnisse, mit denen er nicht korreliert (im Gegensatz zum eigenen Körper).

  22. Das Innere von (subjektiv/ privat) [inner_states_of/ subjective/ private]
    inner_states_of(T,X,my_body) = {Y| IN(T,X,Y,NON_S_EXPERIENCES) }

  23. Das Äußere von (objektiv/intersubjektiv) [external_states_of/objective/ intersubjective]
    external_states_of(T,X,my_body) = {Y| IN(T,X,Y,(S_EXPERIENCES u {Z| OTHER_OBJ(Z))}))
    Das Äußere sind entweder die sensorischen Qualitäten oder äußere Objekte, die neben sensorischen Qualitäten auch 'subjektive Anteile' umfassen können.

  24. belebte Objekte [living_objects]
    living_objects(T,X) = {Y| OTHER_OBJ(T,X,Y) & ALIKE(T,X,Y,my_body)})
    Der einzige verfügbare Gradmesser für 'Lebendigkeit' ist zunächst der eigene Körper, der mit der dynamischen Menge der Phänomene korreliert. Andere Objekte, die dem Körper in seinem 'Erscheinungsbild' ähneln, bekommen hypothetisch den Status, daß sie vielleicht auch mit solchen internen Phänomenen korrelieren und von daher 'lebendig' sind.

  25. nicht-belebte Objekte [non_living_objects]
    non_living_objects(T,X) = {Y| OTHER_OBJ(T,X,Y) & ~ALIKE(T,X,Y,my_body)})

  26. Ich [EGO]
    EGO(T,X,A) iff CONSC(T,X) & COR(T,X,A,(my_body u NON_S_EXPERIENCE))
    Das Ich ist hier eine individualisierte Variante des Bewußtseins, insofern es sich mit dem eigenen Körper und den zugehörigen nicht-sensorischen Erlebnisse korreliert.

    Sign, reference of a sign


    In diesem Kontext sind Zeichen im weitesten Sinne Objekte, die dazu benutzt werden, um für andere Objekte bzw. Objektkonstellationen zu stehen. Das 'Für-andere-stehen' ist eine Beziehung/ Relation, und ist im Rahmen des Bewußtseins von als eine gewußte Beziehung verfügbar. Dieses gewußte Beziehung manifestiert sich dadurch, daß ein Zeichen-Objekt 'aktiv' auf ein Referenz-Objekt 'verweist' und umgekehrt. Es ist deshalb diese gewußte Beziehung, die ein Objekt zu einem Zeichen für etwas anderes macht.




  27. CONV c TIME x names x OBJ x OBJ
    CONV ist ein Grundprädikat, das den Vorgang repräsentiert, daß zwei Agenten vereinbaren (Konvention), daß ein Objekt (als Zeichen) für ein anderes (Referent) stehen soll.

  28. CONV(T,X,Y,A,B) & Y in living_objects(T,X) & (E:C,D)(C > 0 & D in C & OCCUR(T+D,X,A) => CONSC_OF(T+D,X,B) & COR(T+D,X,A,B))
    Wenn ein Bewußtsein X sich mit einem lebenden Objekt Y darüber geeinigt hat, A für B stehen zu lassen, dann wird in einem definierten Zeitraum nach T bei jedem vorkommen von A dem X das B bewußt sein und mit A korrelieren.

  29. SIGNIFY(T,X,Y,A,B) iff (E:C)(C > 0 & CONV(T-C,X,Y,A,B) & Y in living_objects(T-C,X) & (A:D)(D in C & OCCUR(T-D,X,A) => CONSC_OF(T,X,B) & COR(T,X,A,B))
    Ein A bezeichnet (signify) ein B für X und Y zum Zeitpunkt T gdw es ein C gibt, so daß zu einem Zeitpunkt T-C X mit dem lebenden Objekt Y vereinbart hatte, daß A für B steht, und es bei jedem Auftreten von A im Zeitraum zwischen T-C und T-D dann einen Zeitpunkt T gibt, bei dem X von B weiß und B mit A korreliert.

  30. SIGN(T,X,Y,A,B) iff SIGNIFY(T,X,Y,A,B)
    A ist ein Zeichen für B gdw A für die beiden Agenten X und Y das B bezeichnet.

  31. meaning(T,X,A) = {B| SIGN(T,X,A,B)}
    Die Bedeutung eines Zeichens A sind die Menge jener Objekte B, die zu A in einer Zeichen-Relation stehen.


  32. INHALT